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Serie "Buga, Bibel und Botanik" (9)
Halbzeit im Jahreskreis

Haben Sie schon einmal daran gedacht: in einem halben Jahr ist Weihnachten. Jetzt im Sommer, also auf der „jahreszeitlichen Gegenseite“ feiern wir den Johannistag. Johannes der Täufer gilt als der Vorläufer Jesu. Er selbst sagt dazu: „Er (Jesus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. Dieser Ausspruch wird auf den 24. Juni übertragen, weil im Jahreskreis nun die Tage wieder kürzer werden. Am Johannistag wurden im Mittelalter neue Dienstverträge mit Knechten und Mägden abgeschlossen. Und natürlich hatte er auch Einfluss auf die Benennung von Pflanzen.

Die älteste Johannispflanze ist wohl das Johanniskraut, das in dieser Zeit blüht. Eine Legende erzählt: Aus dem Blut von Johannes dem Täufer sei diese Pflanze gewachsen. Und tatsächlich: Wenn Sie die Blüten des Johanniskrautes zwischen Ihren Fingern zerreiben, quillt ein blutroter, öliger Saft hervor.

Schon im ältesten erhaltenen Buch der Klostermedizin, dem "Lorscher Arzneibuch" aus der Zeit um 795, wird das Johanniskraut gegen die „Melancholie“, also Schwermut, empfohlen. Neben dieser besonderen Rolle war es eine der wichtigeren Pflanzen in der Wundbehandlung gegen Gicht und rheumatische Schmerzen.

Die bekannteste Johannispflanze ist jedoch die Johannisbeere. Frühe Sorten beginnen um den 24. Juni herum zu reifen. In der Antike war diese Pflanze noch unbekannt. Erst gegen Ende des Mittelalters wurde sie als Beerenobst in den Gärten kultiviert.

Vor 200 Jahren brachte ein Potsdamer Gärtner aus Brasilien eine Pflanze mit, die mit Farbe und Blühzeit genau zum Johannistag passte. Johannisfeuer nannte man sie oder auch Feuersalbei. Die Pflanze ist eine wirkungsvolle Randbepflanzung.

Im Mittelalter richtete sich der Alltag der Menschen nach den christlichen Gedenk- und Feiertagen. Diesen Tagen ordnete man Pflanzen zu. So entstand ein Kalender mitten in der Natur. Tage, die für die bäuerliche Gesellschaft besonders wichtig waren, wurden auch durch mehrere Pflanzennamen gekennzeichnet, wie beim Johannistag zu sehen ist.

Gartenpfarrer Johannes Schmidt

Autor:

Online-Redaktion

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