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Serie: Buga, Bibel und Botanik (2)
Kleine Blume – große Geschichte

Seit dem 23. April hat die Bundesgartenschau in Erfurt ihre Pforten geöffnet. Neben all der bunten Blütenpracht werden Sie jedoch möglicherweise eine kleine Blume vermissen. Fast auf jedem Fleckchen Gras ist sie zu finden. Mancher hat in seiner Kindheit mit ihr gespielt oder Kränze geflochten. Es ist das Gänseblümchen. Schon vor 2500 Jahren verehrte man diese Pflanze im alten Babylon, und so ist es kein Wunder, dass sie das häufigste Motiv auf dem berühmten Ištartor im Berliner Pergamonmuseum ist.
Der volkstümliche Name Gänseblümchen geht wohl darauf zurück, dass sie besonders gern auf dem Dorfanger blühte, dessen Gras von den Gänsen kurz gehalten wurde. In den Klostergärten gab man ihr den Namen „St. Herba Mariae“. Noch heute nennt man sie in einigen Gegenden „Maßliebchen“, das heißt: „der Marie lieb“. Die Natur war für die Menschen des Mittelalters wie ein „Buch des Glaubens“. Wie sich die Blüte des Gänseblümchens immer wieder zur Sonne ausrichtet, so sollte sich der Mensch auf Gott ausrichten. Wie die Kelchblätter die Blüten bei Unwetter schützten, so fühlten sie sich von der Liebe Gottes und Marias beschützt.

Als Zeichen mütterlicher Liebe pflanzte man das Gänseblümchen auf Kindergräber. Diese unscheinbare Marienblume sollte die trauernden Eltern erinnern, dass ihr verstorbenes Kind der heiligen Jungfrau anbefohlen ist. Kein Wunder, dass die Volksheilkunde diese krautige Pflanze gegen viele Beschwerden einsetzte und sie bis heute geschätzt wird.

Vielleicht gelingt es Ihnen die Natur nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen zu sehen. Vielleicht kann das Gänseblümchen so zu einem Spiegel des eigenen Lebens und der Hoffnung werden.

Gartenpfarrer Johannes Schmidt, Apolda

Autor:

Johannes Schmidt

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