Folge 44 – 2003 und 2004 (Teil 2)
Ökumene zwischen Basis und Kurie
Für 2003 wird der erste Ökumenische Kirchentag vorbereitet. Er soll vom 28. Mai bis 1. Juni in Berlin begangen werden.
Von Dietlind Steinhöfel
Im Vorfeld gibt es Differenzen wegen der geplanten Abendmahlsgottesdienste. "Streit beigelegt" titelt die Kirchenzeitung im Februar: Bei den beiden, an verschiedenen Tagen geplanten Abendmahlsgottesdiensten soll in dem einen nach katholischer, im anderen nach evangelischer Tradition gefeiert werden. Die Basis ist da schon weiter. Ökumene werde weitgehend als Grundeinstellung in den Gemeinden akzeptiert, äußert sich der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke auf einem Vortreffen im Christus-Pavillon in Volkenroda.
Und so wird der Berliner Kirchentag für rund 200 000 Christen ein fröhliches, konfessionsverbindendes Fest – bis auf die Trennung beim Abendmahl. Zwei "ungehorsame" Priester halten sich nicht an die strikten Vorgaben. Der fränkische Priester Bernhard Kroll, der alle zur Eucharistiefeier eingeladen hat, wird von seinem Amt suspendiert. Der Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl fürchtet um sein Amt und seine Lehrerlaubnis. Die Illusion, der Kirchentag sei ein Schritt zur weiteren Ökumene, wird zunichte.
In Würzburg missglückt ein "Kanzeltausch" zwischen einer evangelischen und einer katholischen Gemeinde. Während die katholische Gemeindereferentin in der evangelischen Kirche predigen kann, verlässt die evangelische Pfarrerin vorzeitig die katholische Feier, da sie der dortige Pfarrer nicht zu Wort kommen lässt.
Des ungeachtet, so berichtet "Glaube und Heimat", gibt es Ende Juni einen ersten ökumenischen Landesseniorentag in Thüringen, und im Juni 2004 nehmen Katholiken und Protestanten in Erfurt erstmals gemeinsam an einer Fronleichnamsprozession teil. Der Katholikentag im selben Jahr endet mit einer ökumenischen Segensfeier.
Die evangelischen Christen in Thüringen und der Kirchenprovinz Sachsen beschäftigt ein weiteres Thema: das Zusammengehen der beiden Landeskirchen. Der Föderationsprozess wird ausführlich von der Kirchenzeitung begleitet. Im Juli 2003 trifft sich erstmals eine gemeinsame Synode, um einander kennenzulernen. Der Föderationsvertrag ist in Arbeit und liegt im März 2004 beiden Synoden vor, die auf ihren Frühjahrstagungen zustimmen: 70 Prozent in Thüringen, 89 Prozent in der Kirchenprovinz. Am 18. Mai wird der Vertrag von den Bischöfen Christoph Kähler und Axel Noack im Erfurter Augustinerkloster unterzeichnet.
Nicht nur in den Kirchen, sondern auch in der Gesellschaft wird das Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen diskutiert. Als erste Bundesländer haben Bayern und Baden-Württemberg ein Gesetz zum Verbot verabschiedet. Zwei muslimische Lehrerinnen aus diesen Ländern scheitern 2004 mit ihrer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht in Leipzig.
Fundstücke
Benjamin: Im Januar 2004 kann die evangelische Kinderzeitschrift "Benjamin" wieder erscheinen. Es war vor allem ein Verdienst von Landesbischof Christoph Kähler, der nach Partnern gesucht und die Landeskirche Württemberg mit ins Boot geholt hatte.
Kirchenbindung: Im Kloster Volkenroda wird 2004 eine Kontaktstelle für den (Wieder-)Einstieg in die Kirche eröffnet. Ab Herbst desselben Jahres startet die Thüringer Landeskirche eine entsprechende Kampagne mit originellen Plakaten.
Zitat: "Wir dürfen nicht immer von der Kirche reden wie ein Filialleiter, dessen Filiale bald geschlossen wird", sagte der katholische Bischof Joachim Wanke aus Erfurt.
Autor:Online-Redaktion |
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