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Folge 39 – 1996
Ökumenische Schritte

Im Jahr 1996 begeht die evangelische Kirche den 450. Todestag Martin Luthers mit einem "Lutherjahr".

Von Dietlind Steinhöfel

Die leitenden Geistlichen von Thüringen und Sachsen-Anhalt verfassen aus diesem Anlass ein gemeinsames Wort der evangelischen und katholischen Kirchen, das am 3. Februar der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Drei Themen werden aufgenommen: das Verhältnis zur Heiligen Schrift, zur Rechtfertigungslehre und zum Sakrament der Eucharistie. Das Papier macht deutlich, was an Gemeinsamkeiten gewachsen ist. Unterzeichner sind die evangelischen Bischöfe Roland Hoffmann (Eisenach), Christoph Demke (Magdeburg) und Kirchenpräsident Helge Klassohn (Dessau) sowie die katholischen Bischöfe Joachim Wanke (Erfurt) und Leopold Nowak (Magdeburg). Man sei sich in der Rechtfertigungslehre im Zentralen einig und hoffe, dass hierzu auch auf höherer Ebene etwas geschehe, äußern sich die Verfasser. Zudem wird ein gemeinsames Vorhaben vorgestellt: Der Erfurter evangelische Kirchentag vom 13. bis 15. September soll gemeinsam mit der jährlichen Bistumswallfahrt auf dem Domplatz abschließen.

Ein deutschlandweites ökumenisches Wort ist in jenem Jahr im Gespräch. "Die beiden großen Kirchen haben einen Stein ins Wasser geworfen, und er hat überraschend viele Kreise gezogen", ist in der Nummer 7/1996 zu lesen.

Die Rede ist von einem Entwurf "Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland", der 15 Monate zuvor als Diskussionsgrundlage veröffentlicht wurde. Insgesamt seien 1750 Stellungnahmen eingegangen. In Berlin wird im Februar 1996 auf einer Konsultation über dieses Sozialwort diskutiert. Mangel des Papiers sei, dass das Thema "Frauen" zu kurz komme. "Über die Lebenssituation von Familien, Kindern und Frauen sowie das Verständnis von Arbeit müsse neu nachgedacht werden", schreibt die Kirchenzeitung. Die Gruppe "Kritische Katholiken in Berlin" beklagt, dass sich im Osten ein Kapitalismus breitmache, wie er von den Kommunisten beschrieben worden sei. Ostdeutsche Vertreter regen eine Verknüpfung mit dem Konziliaren Prozess an. Eine endgültige Fassung soll Ende des Jahres vorgelegt werden.

Die Diskussion über den Militärseelsorgevertrag wird wieder aufgeschnürt. Der über Jahre ausgehandelte Kompromiss der gesamtdeutschen Synode wird von der Bundesregierung abgelehnt. Sie will den bestehenden Vertrag nicht ändern. Eine Rahmenvereinbarung über Soldatenseelsorge soll als Zwischenlösung bis 2003 nur für die neuen Bundesländer gelten. Es gibt Kritik, und die Berlin-Brandenburger Synode stimmt nur unter Vorbehalt zu. Es müsse bis 2003 unbedingt zu einer einheitlichen Grundlage kommen.

Im Juni wird eine Ökumenische Versammlung nach Erfurt einberufen. In Thüringen wohnende Christen werden eingeladen, in einem Sternmarsch zu Fuß zum Tagungsort zu pilgern und durch Fasten und Gebet, Sprechen und Hören zum Gelingen beizutragen.

Fundstücke

Mittlere Ebene: In der Thüringer Landeskirche konstituieren sich erstmals Synoden auf Kirchenkreisebene. Bisher fehlte diese mittlere Ebene. Es gab zwischen den Gemeindekirchenräten und der Landessynode kein Gremium.
Fußball: Eine Pfarrer-Fußballmannschaft wird ins Leben gerufen. Sie soll erstmals zum Erfurter Kirchentag gegen katholische Priester spielen. Aus den Namensvorschlägen wird nach dem Sieg der Evangelischen der Name "Schwarz-Weiß-Beffchen" gewählt.
Erste Frauensynode: Erstmals tagt eine Europäische Frauensynode. In Österreich kommen rund 1000 Teilnehmerinnen zusammen, nur 120 von ihnen aus Süd- und Osteuropa. Viele von ihnen können die Reisekosten nicht aufbringen. So war auch die Armut von Frauen diesseits und jenseits der Oder-Neiße-Grenze eines der zentralen Themen.

Autor:

Online-Redaktion

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