Folge 11 – 1946 und 1947
Schuldbekenntnis und Neuanfang
Zum Osterfest am 21. April 1946 konnte "Glaube und Heimat" nach fast fünf Jahren Zwangspause wieder erscheinen. Chefredakteur wurde der Jenaer Pfarrer Hans Waldmann.
Von Dietlind Steinhöfel
Eines der großen Themen dieser Jahre war die Neuordnung der evangelischen Kirche. Eine neue Kirchenleitung wurde in Thüringen eingesetzt, der Moritz Mitzenheim als Landesbischof vorstand. Zuvor war er Leiter der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen gewesen. Die Führung der Kirche sollten Männer übernehmen, die im Kampf gegen die deutsch-christliche Bewegung gestanden hatten. Es wurde dafür ein "Bereinigungsgesetz" beschlossen, nach dem alle NSDAP-Mitglieder und führenden Deutschen Christen aus verantwortungsvollen Posten entlassen wurden.
Auch bei der Wahl der Gemeindekirchenräte im Herbst 1947 mussten die Kandidaten aus den Gemeinden überprüft werden. Zudem sollte die verfassungsmäßige Ordnung wieder hergestellt werden. So wurde klar definiert, dass nur die Lutherbibel im Gottesdienst verwendet werden dürfe, das Thüringische Evangelische Gesangbuch und zur Unterweisung Luthers Kleiner Katechismus.
Ebenso spielte die Erziehung der Jugend eine große Rolle. Die Sowjetische Militäradministration (SMA) hatte im Oktober 1945 die Erlaubnis für eine kirchliche Christenlehre erteilt. Der Unterricht durfte in den Schulen abgehalten werden, allerdings außerhalb des Schullehrplans. Die Kirche richtete ein Hauptamt für Christenlehre ein, das Kirchenrat Erich Hertzsch leitete. In mehreren Artikeln schreibt er über die Unterweisung, die besser sei als der frühere Religionsunterricht, der ein Fach neben anderen war. Jetzt habe die Kirche die Verantwortung für den Inhalt. Was fehlte, waren ausgebildete Lehrkräfte. Die Kirche erhielt von der SMA die Erlaubnis, zwei Katechetenseminare zu eröffnen: auf dem Hainstein in Eisenach für junge Männer, im Magdalenenstift Altenburg für junge Mädchen.
Die Aufarbeitung der Vergangenheit nahm einen breiten Raum in Kirche und Kirchenzeitung ein. Unter anderem wird das Schulbekenntnis "Wir sind in die Irre gegangen" des Bruderrates der EKD abgedruckt. Der Hannoversche Landesbischof Hanns Lilje wird mit den Worten zitiert: "Die Kirche hat keine Zukunft, wenn sie nicht bußfähig ist." Es wird sich mit der "Euthanasie" auseinandergesetzt und mit Konzentrationslagern. So schreibt Alfred Leikam über seinen Mitgefangenen in Buchenwald, Pfarrer Paul Schneider, einen Artikel.
Die Probleme jener Zeit waren neben der großen Armut die allgegenwärtige Zerstörung sowie der Umgang mit Umsiedlern, die sich in den Sprechstunden des Marienstifts Arnstadt über die Hartherzigkeit der Thüringer beklagten. Weiter wurde die Evangelische Kirche in Deutschland gegründet und neu aufgestellt. Es gab Bestrebungen für eine Vereinigte Lutherische Kirche in Deutschland, die 1947 verwirklicht wurde.
Fundstücke
Kirchenruinen: In Thüringen waren 7 Kirchen total zerstört, 23 schwer und 137 leicht beschädigt. Die EKD ließ Notkirchen errichten.
Ehenot: Ein Autor schreibt über die Spannungen, die in den Ehen von Heimkehrern auftreten, die eine andere Welt, eine veränderte Frau antreffen und deren Frauen einen veränderten Mann wahrnehmen. "Ehenot" nennt er das verbreitete Phänomen dieser Konflikte.
Suchkartei: Eine Suchkartei des Hilfswerks der Thüringer Kirche in Eisenach konnte 750 Familien helfen, ihre Angehörigen zu finden. Zudem gab es eine Näh-, Schuster- und Bastelstube für Umsiedler.
Beten: In der Weihnachtsausgabe 1946 wird ein Wort von Helmuth Schreiner nachgedruckt: "Wir alle müssen wieder beten lernen oder besser beten lernen, als wir das bisher getan haben (…) Wer nicht betet, dessen Seele erstickt, verhungert und verdorrt."
Autor:Online-Redaktion |
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