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Serie "Buga, Bibel und Botanik" (14)
Stachlige Steine

Foto: pixabay.com/Hans Braxmeier
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Marcus Vitruvius, ein römischer Ingenieur, verfasste 22 v. Chr. das einzige bis heute erhaltene Werk der antiken Technik und Architektur, die „Zehn Bücher über Architektur“.

Darin findet sich auch folgende Geschichte: Eine treue Amme im alten Korinth sammelte Erinnerungsstücke an ihren gerade gestorbenen Zögling, gab sie in einen Korb und stellte diesen auf sein Grab. Unter dem Korb wuchs aber ein junges Akanthusgewächs, dessen Stängel und Blätter mit der Zeit den ganzen Korb umschlossen.

Der Bildhauer Kallimachos schlenderte dort vorbei, sah es, hielt inne und wurde inspiriert. In diesem Augenblick, heißt es, sei der Prototyp der korinthischen Säulengestaltung, bestehend aus Sockel, Säule und Gebälk, geboren worden.

Der Akanthus (deutsch: der Stachlige) ist im Mittelmeerraum eine weit verbreitete Distelart. In der Antike war er häufig ein Bestandteil der Grabmalarchitektur. Er gilt als Sinnbild für Unsterblichkeit, für Leben und Wachstum bis zur Vollendung. Seine auffällig gezahnten Blätter sind mit ihrer grafischen Ausdruckskraft von der Antike bis heute das häufigste florale Dekorationselement.

Von der romanischen Architektur wurden die stilisierten Blätter für die Kapitelle, die oberen Abschlüsse einer Säule, in den Kirchen übernommen, besonders in Chorraum oder Krypta, dem Aufbewahrungsort von Heiligenreliquien. Diese verehrte man, da sie in besonderer Weise in die Unsterblichkeit eingegangen waren. Die Akanthusabbildungen verstärken diese Aussage.

Im Barock erlebte der Akanthus eine neue Blüte. Der Begriff „Barock“ für die Zeit zwischen Renaissance und Klassizismus wurde erst im 19. Jahrhundert gebräuchlich. Vorher war die Bezeichnung „Akanthusstil“ üblich. War dies doch die bevorzugte Ornamentform dieser Epoche. Die ursprüngliche Bedeutung – das tröstende Erinnern des Menschen an die jenseitige Ewigkeit – ging dabei jedoch verloren. Wir finden ihn heute als Schmuckelement an unterschiedlichen Stellen.

Die Ferienzeit beginnt in diesen Tagen, vielleicht entdecken Sie auf Ihren Urlaubsreisen diese steingewordene Pflanze.

Gartenpfarrer Johannes Schmidt

Foto: pixabay.com/Hans Braxmeier
Autor:

Online-Redaktion

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