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Folge 20 – 1962 und 1963
Stille Barmherzigkeit und predigende Kunst

In den Jahren 1962 und 63 erscheinen zahlreiche Artikel zu dem Weg, den Papst Johannes XXIII. angekündigt hat.

Von Dietlind Steinhöfel

Ende Oktober 1962 beginnt das Zweite Vatikanische Konzil, auf das große Hoffnungen gesetzt werden. Denn auch in katholischen Kreisen ist die ökumenische Bewegung angekommen, worauf die Aussage des katholischen Professors Albert Brandenburg aus Paderborn hinweist.

Er bezeichnet die ökumenische Bewegung als das "schlechthin größte geschichtliche Ereignis" der Kirche in unserem Jahrhundert. Man müsse unterscheiden zwischen der "Einheit der Kirche und der Einigung der Christen". Dabei sieht auch er in der "Mischehenfrage" das härteste Problem. Die Kritik der Protestanten sei berechtigt. Doch nur mit Vorsicht könne man vom Konzil eine Lösung erwarten, dessen erste Sitzungsperiode im Dezember 1962 endet. Noch bevor eine zweite Sitzung beginnt, stirbt Johannes XXIII. Die Frage steht im Raum, ob der Nachfolger dessen Weg weiterführen wird. Als im Juni 1963 Paul VI. zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wird und er die Impulse seines Vorgängers aufnehmen will, herrscht Erleichterung.

In den Thüringer Synoden spielt das Thema Staat und Kirche immer wieder eine Rolle. Landesbischof Moritz Mitzenheim betont im März 1963, dass das Verhältnis zum Staat aufgrund des Kommuniqués von 1958 geordnet sei. Die Vertreter des Staates hätten wiederholt in kirchlichen Angelegenheiten auf dem Pflugensberg, dem Sitz des Landeskirchenamts in Eisenach, vorgesprochen.

Auf der Herbstsynode verteidigt er den Weg der Thüringer Kirche. Man habe in aller Stille "Akte der Barmherzigkeit" getan. Die Verhandlungsergebnisse kämen nicht nur Thüringen, sondern auch anderen Landeskirchen zugute.

Immer wieder befassen sich die Synodalen mit der Zukunft von Theologinnen. Im März 1963 wird beschlossen, dass es hierzu im Oktober einen Gesetzentwurf geben soll. Zwei Entwürfe werden dann im Herbst vorgelegt, an denen ein zehnköpfiger Ausschuss weiterarbeiten soll. In Hannover ist man da schon weiter, informiert die Kirchenzeitung. Dort können Frauen zur öffentlichen Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung berufen werden.

Neben vielen anderen Themen sind mir mehrere Beiträge über Kunst und Kirche aufgefallen. Unter anderem wurde über die 5. Kunstausstellung der Evangelischen Akademie Thüringens 1962 in Weimar berichtet, wo Werke zeitgenössischer Künstler zu sehen waren. Im Dezember ist ein Artikel mit "Kunst als Weg der Verkündigung" überschrieben, im Sommer 1963 stellen Dresdner Künstler in Weimar aus.

Zwischen Pfingsten und Trinitatis 1963 wird Kirchentag gefeiert: in Brandenburg, Zwickau, Erfurt und Görlitz. Wie die Kirchenzeitung betont, hätten viele Gemeinden aus den Landeskirchen diesen Wunsch geäußert. Zu den Hauptversammlungen sind Gemeindeglieder aus allen Teilen der DDR eingeladen.

Fundstücke

Auszeichnung: Dem Wartburg Verlag Max Keßler wird während einer Kalenderausstellung in Indien der "Indische Silberpokal" für den "Kreuzkalender" verliehen. Der Pokal wird dem Verlagsleiter im Ministerium für Kultur der DDR überreicht.
Alkohol: Seelische Nöte, so die Kirchenzeitung, führen oft zu Alkoholismus. In Westdeutschland gäbe es trotz vieler Maßnahmen 300 000 chronische Alkoholiker, im Osten 130 000.
Abos: Anfang 1963 hat "Glaube und Heimat" eine Auflage von 35 000 Stück. Im September informiert die Zeitung, dass der "Sperrvermerk in der Postzeitungsliste zur Zeit gestrichen ist". Es könnten ab sofort bei den Postboten Abonnements abgeschlossen werden.
Zitat: "Die Kirche hat keinen politischen Auftrag, aber sie soll, wenn nötig, in rechter Weise vom Evangelium her Stellung zu Fragen des öffentlichen Lebens nehmen", so Moritz Mitzenheim, der von 1945 bis 1970 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Thüringen war.

Autor:

Online-Redaktion

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