Serie »Buga, Bibel und Botanik« (18)
Was auf Pflanzenmark zu lesen war
Sie halten gerade die Zeitung in den Händen. Heute möchte ich Sie mitnehmen zu den Anfängen des Papiers. Im Norden Israels, aber vor allem in Ägypten, wächst ein besonderes Schilf: der Papyrus. Die dreieckigen Stängel dieser Staudenpflanze sind bis sieben Meter hoch und haben einen Durchmesser von cirka 15 Zentimeter – eigentlich kleine Bäume. Im alten Ägypten baute man daraus Schiffe. Vielleicht haben Sie von der Expedition von Thor Heyerdahl gehört, der 1970 mit einem solchen Schiff den Atlantik überquerte.
Diese Pflanze war jedoch auch Grundmaterial für Flechtarbeiten wie Körbe, Matten oder Kästchen wie jenes, in welchem Mose nach seiner Geburt am Ufer des Nils ausgesetzt wurde. Aus dem Mark der Papyruspflanze stellte man ein Schreibmaterial her, unser Name „Papier“ erinnert noch daran. Man schälte dazu den Stängel der Pflanze, schnitt das Mark in dünne Streifen, legte diese kreuzförmig übereinander, presste und trocknete sie. Aufgrund der in der Pflanze enthaltenen Stärke wurden die einzelnen Lagen durch den Pressvorgang stabil miteinander verbunden.
Nach dem Glätten mit Bimsstein erhielt man dieses Schreibmaterial. Von Ägypten aus wurde es vorrangig in die syrische Hafenstadt Byblos ausgeführt. Von diesem Namen leitet sich der Name unserer „Bibel“ her. Die ältesten Texte des Neuen Testamentes fand man auf solchen Papyrusblättern, die sich im trockenen Wüstenklima 2000 Jahre erhalten hatten. Eumenes, der König von Pergamon, wollte eine Bibliothek bauen, die die weltberühmte ägyptische Bibliothek in Alexandria übertreffen sollte. Da stoppte Ägypten die Papyrusausfuhr. In dieser Zwangslage entwickelte man ein neues Schreibmaterial aus Tierhäuten und ließ die Bücher darauf schreiben. Weil diese neue Technik in Pergamon erfunden wurde, heißt dieses Schreibmaterial bis heute Pergament.
Das Trägermaterial unserer Zeitung hat noch viele Entwicklungsstufen durchlaufen, bis Sie es heute in den Händen halten können. Doch angefangen hat alles mit ein paar Schilfstängeln am Nil.
Gartenpfarrer Johannes Schmidt
Autor:Online-Redaktion |
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