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Thüringen
Bischöfe sind besorgt über Wahlergebnis

Auch EKM-Landesbischof Friedrich Kramer ist besorgt über das Thüringer Landtagswahlergebnis. | Foto: epd-Bild/Heike Lyding
  • Auch EKM-Landesbischof Friedrich Kramer ist besorgt über das Thüringer Landtagswahlergebnis.
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Erfurt (epd). Die evangelischen und katholischen Bischöfe in Thüringen haben sich besorgt über den Ausgang der Landtagswahl am Sonntag geäußert. Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer ermutigte die Politikerinnen und Politiker, neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen. „Um eine Mehrheitsfähigkeit zu ermöglichen, braucht es wohl ein ganz neues Nachdenken darüber“, sagte Kramer am Montag in Erfurt. In Thüringen gewann die AfD die Landtagswahl deutlich mit 32,8 Prozent vor der CDU mit 23,6 Prozent. Das BSW errang 15,8 Prozent.

Es sei wichtig, nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen, sagte der Bischof der EKM, zu deren Gebiet auch der überwiegende Teil Thüringens gehört. Bereits jetzt sei klar, dass es nicht einfach sei, eine Regierung zu bilden. Wichtig müsse dabei sein, miteinander Politik zum Wohle des Landes und der Menschen gestalten zu wollen.

Kramer erneuerte dabei seine ablehnende Haltung zur AfD. Zu der in Thüringen als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei habe sich die Kirchenleitung in dem Wort zum Wahljahr „Herz statt Hetze“ klar geäußert. „Wir bleiben bei dieser Meinung“, sagte der Theologe. Man werde weiterhin für ein weltoffenes und lebendiges Thüringen eintreten.

Der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr sowie seine Amtskollegen aus Dresden-Meißen und Fulda, Heinrich Timmerevers und Michael Gerber, appellierten ebenfalls „an alle demokratischen Parteien, sich zum Wohle unseres Landes rasch auf eine arbeitsfähige Koalition zu einigen, auch jenseits bisher geübter Konstellationen“. Sie ermutigten alle Verantwortlichen, den Willen zur gemeinsamen Problemlösung über eigene parteipolitischen Ziele zu stellen. Thüringen gehört überwiegend zum Bistum Erfurt, Teile des Landes aber auch zu den Nachbardiözesen Dresden-Meißen und Fulda.

Der evangelische Bischof Kramer lobte die gestiegene Wahlbeteiligung. „Das zeigt, dass es vielen Menschen wichtig ist, wie die Gesellschaft gestaltet wird“, sagte der leitende Geistliche. Seine Kirche wolle sich für Verständigung einsetzen und dazu einladen, mehr ins Gespräch zu kommen. Dabei dürften auch strittige Themen wie Friedensfragen oder die Aufarbeitung der Corona-Zeit nicht ausgeklammert werden. Es gehe um den offenen Austausch „auch mit verschiedenen Ansichten“.

Nach EKM-Angaben plant die Evangelische Akademie Thüringen unter anderem am Mittwoch eine Online-Veranstaltung unter dem Motto „Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen: Seismografen der politischen Veränderungen in Deutschland?“

Die drei katholischen Bischöfe erklärten, man sei weiterhin offen und bereit, mit den Wählern der AfD den Dialog zu suchen. Allerdings betonten sie erneut, dass eine völkisch-nationalistische Programmatik, wie sie die AfD aus ihrer Sicht vertrete, nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar sei.

Man sei zudem in großer Sorge um das gesellschaftliche Klima in Thüringen, hieß es. Dass sich Menschen mit Migrationshintergrund nun um ihre Sicherheit sorgten und nicht wenige Menschen ernsthaft erwögen, Thüringen zu verlassen oder Unternehmen ihre Zukunft im Land infrage stellten, sei nicht hinnehmbar.

Info:

  • Die Online-Veranstaltung "Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen: Seismografen der politischen Veränderungen in Deutschland?" findet am Mittwoch, 4. September, um 17.30 Uhr statt. Im Gespräch sind Christian Demuth, politischer Berater aus Dresden, André Brodocz, Professor für Politische Theorie von der Universität Erfurt, Katharina Osterhammer, MDR Thüringen, und Cornelius Pollmer, Kulturkorrespondent der Süddeutschen Zeitung. Bei Rückfragen: Sebastian Kranich, Tel. 036202/984-13.
  • Am Donnerstag, 5. September, lädt die Offene Arbeit in Erfurt zu einem Gesprächsabend unter dem Motto "Wahl in Thüringen… und jetzt?". Bei Rückfragen: Offene Arbeit, Tel. 0361/6422661.
Autor:

Oliver Gierens

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