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Ein Feuer als Ultima Ratio
Über eine Woche ist es nun her, dass ein verheerendes Feuer das Lager von Moria unbewohnbar und damit rund 13 000 Menschen gänzlich obdachlos gemacht hat. Getan hat sich seitdem jedoch nicht viel. Zwar rollten zeitnah Polizeieinheiten auf die griechische Insel und die Armee sperrte die Gegend weit-räumig ab.
Doch was mit den Menschen nun geschieht, darüber scheinen die Mächtigen unschlüssig. Man warte auf eine paneuropäische Lösung, heißt es von den einen. Wir könnten in Deutschland Hunderte hier aufnehmen, von den anderen.
Und während die Menschen aus Moria in Olivenhainen notdürftigen Unterschlupf suchen, aus Abwasserleitungen trinken und Hilfsorganisationen die Unterstützungsmöglichkeiten verwehrt werden, wird im Rest Europas erst einmal die vermeintliche Schuldfrage diskutiert.
Und so kommt nicht selten die Forderung, dass jene, die ein Lager niederbrannten, nicht auch noch mit einem "Ausflug nach Europa belohnt" werden dürften.
Wie verlogen diese Schulddebatte ist, das lässt sich schon am Wort des "Lagers" erahnen. Denn wer sich mit Moria vor dem Feuer beschäftigte, einen Funken Menschlichkeit in sich trägt und die Würde des Einzelnen schätzt, der versteht, dass ein Feuer die Ultima Ratio der Lagerinsassen in einer verzweifelten Situation war. Vier Jahre lang mussten es bereits einige der Menschen in Moria aushalten. Sie überlebten miserable hygienische Bedingungen, die Unterversorgung mit Nahrungsmitteln und immer wieder aufkommende Krankheiten.
Nun haben sie versucht, ein Zeichen zu setzen und ihre stagnierende, verzweifelte Lage zu verbessern. Doch der Friedensnobelpreisträger Europäische Union scheint das nicht zu verstehen.
Ein Kommentar von Paul-Philipp Braun
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