Keine Entspannung trotz Kirchensteuerplus
Trotz gestiegener Steuereinnahmen sieht sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mittelfristig vor finanziellen Herausforderungen. »Wir hatten in den vergangenen Jahren ein gutes Kirchensteueraufkommen, das ist richtig«, bestätigte in Erfurt Finanzdezernent Stefan Große einen Bericht des MDR. Allein aus ihren Kirchensteuern könne sich die EKM aber gar nicht finanzieren, sagte er.
Lediglich 55 Prozent der aktuellen Einnahmen seien Kirchensteuern der Mitglieder. Etwa 25 Prozent der Einnahmen kämen aus dem Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland und damit von der Gemeinschaft der Geberkirchen. Weitere 20 Prozent seien sogenannte Staatsleistungen.
Es werde auch nicht bei der relativ guten Entwicklung des Kirchensteueraufkommens bleiben, warnte Große. Nach derzeitiger Planung rechnet die EKM im Jahr 2025 mit 35 Prozent weniger Kirchensteuerzahlern aus dem Bereich der Erwerbstätigen. Das sei dem Renteneintritt der »Babyboomer-Generation« geschuldet. »Damit werden die Einnahmen sinken, und wir müssen die Ausgaben anpassen«, so der Oberkirchenrat. Ziel sei es, die Einnahmen zunächst zu stabilisieren.
Die Kirchen in Sachsen und Thüringen haben 2016 über die Kirchensteuer laut einem Bericht des MDR knapp zwölf Millionen Euro mehr eingenommen als ein Jahr zuvor. Wie der Sender in Leipzig unter Berufung auf die Landesfinanzämter berichtete, stiegen die Einnahmen in Sachsen in dem Zeitraum um 8,9 Millionen Euro auf rund 146 Millionen Euro. In Thüringen betrug der Anstieg gut drei Millionen Euro. Das entsprach Einnahmen von gut 87 Millionen Euro. Die Kirchen in Sachsen-Anhalt verzeichneten demnach einen Rückgang um knapp 100 000 auf rund 55 Millionen Euro.
Grund für den Anstieg ist dem Bericht zufolge die gute Konjunktur, die die Gehälter der Kirchenmitglieder trotz sinkender Mitgliedszahlen steigen lasse. Damit steigt auch ihr Anteil an der Kirchensteuer, der sich aus der zu zahlenden Einkommenssteuer errechnet. Kirchensteuer wird außerdem auf Kapitalerträge erhoben. In Sachsen lag dieser Anteil 2016 laut MDR bei rund vier Millionen Euro, in Sachsen-Anhalt bei knapp einer Million Euro. Für Thüringen lagen demnach keine Zahlen vor.
In Sachsen wurden dem Bericht zufolge mehr als drei Viertel der Summe von Mitgliedern der evangelischen Kirche geleistet. In Thüringen steuerten Protestanten gut zwei Drittel zu den Einnahmen bei, in Sachsen-Anhalt mehr als 70 Prozent. (epd)
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