Freitag, vor eins...
Unsere Seite 1 - Tag der Nachbarn
Wer, wie ich, in einer Altbauwohnung in einer (vermeintlichen) Großstadt lebt, der liebt deren Charme. Hohe (und leider auch heizkostenintensive) Decken, ein toller Blick aus dem dritten Obergeschoss auf einen grünen Hinterhof-Garten, die teils etwas schrägen und damit einzigartigen Wände: Alles das macht das Wohnen in einem Haus aus der Jahrhundertwende aus.
Aber nur die Vorteile zu nennen, das wäre zu einfach. Schließlich haben Häuser, die schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel (oder sagt man Dach?) auch ihre Schattenseiten. Und die beginnen - zumindest bei mir - mit ungebetenen Mitbewohnenden, die sich im Winter immer mal in eine Zwischendecke zurückziehen und dort kratzenden Krach machen. Und sie enden bei der absoluten Hellhörigkeit der Zimmer.
Hat man über mir die Waschmaschine angestellt? Ich spüre den Schleudergang.
Trifft man sich auf dem Balkon unter mir zum abendlichen Grille? Ich hab es gehört.
Sagt man in der Wohnung neben meiner um 3 Uhr nachts noch staub? Klingt so, wenn ich aus dem Schlaf aufwache.
Doch auch wenn das manchmal anstrengend sein kann, eine gute Nachbarschaft hat auch ihren Wert. Gern erinnere ich mich an meine letzte Wohnung, bei der sich zwischen der Nachbarin auf meiner Etage und mir sogar eine Art Freundschaft entwickelt hatte; die zeigte sich dann in gegenseitigen Geburtstagsgeschenken und gemeinsamen Kaffeetrinken.
Am heutige Tag der Nachbarn sollen solche und ähnliche und ganz andere Nachbarschaften gefeiert werden. Seit vier Jahren initiiert die nebenan.de Stiftung diesen besonderen Festtag. Die Idee kommt ursprünglich aus Frankreich und soll dem Dialog und dem Miteinander dienen. Unabhängig von Geschlecht, Religion, Alter oder sozialer Schicht sollen die Menschen, die im Umfeld voneinander wohnen, so zum Gespräch eingeladen werden. Bundesweit gibt es am Tag der Nachbarn Aktionen, die etwa in Erfurt von zwei Stadtteilzentren ausgerichtet werden. Im südthüringischen Römhild organisiert der Landfrauenortsverein Westenfeld einen Graffiti-Workshop und eine Kräuterwanderung. Das Nachbarschaftszentrum "Talstadt" in Bernburg lädt wiederum zum Nachbarschaftsspaziergang ein und in Kalbe Milde gibt es ab 17 Uhr eine Nachbarschaftsrunde.
Wo in Thüringen Aktionen stattfinden, das finden Sie hier. Für Sachsen-Anhalt klicken Sie bitte hier.
Eine gute Nachbarschaft ist aber nicht nur am Tag der Nachbarn eine wichtige Grundlage. Auch über diesen hinaus stellt sich - nicht nur Christenmenschen - immer wieder die Frage: Wer ist mein Nachbar? Oder eher: Wer ist mein Nächster?
Christus beantwortet diese Frage einmal mit dem berühmten Gleichnis des barmherzigen Samariters. Ein Mann, der eigentlich vollkommen unbeteiligt ist, zufällig in eine Situation gerät und einfach hilft. Eine vorbildhafte Geschichte, die so nicht nur auf der Straße funktioniert, sondern auch zu Hause; im Umfeld, in dem man wohnt.
In diesem Sinne wünschen wir von Glaube+Heimat einen schönen Tag der Nachbarn und ein en guten Austausch - vielleicht ja sogar über die Themen, die wir in unserer aktuellen Ausgabe für Sie zusammengefasst haben.
Und ob mit oder ohne Nachbarn: Gute Lektüre!
Unsere Themen
- Kein Fest wie das andere: Konfirmationen während der Pandemie
- Keine gewöhnliche Geschichte: Ausstellung in der Stendaler Marienkirche
- Keine Herausforderung zu gering: Julia Nawalnaja ist eine herausragende Persönlichkeit
- Keine große Party: Bob Dylan ist diese Woche 80 geworden
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