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Hahne zwischen Torte und Tatort

Stein des Anstoßes: TV-Moderator Peter Hahne ist gespannt darauf, an dem Ort zu sprechen, wo für Martin Luther alles begann. Am Sonntag, 17 Uhr, predigt er bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel am Lutherstein bei Stotternheim. | Foto: ZDF
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  • Stein des Anstoßes: TV-Moderator Peter Hahne ist gespannt darauf, an dem Ort zu sprechen, wo für Martin Luther alles begann. Am Sonntag, 17 Uhr, predigt er bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel am Lutherstein bei Stotternheim.
  • Foto: ZDF
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Donnerwetter in Stotternheim:
Der TV-Moderator, Kolumnist, Bestseller-
Autor und Theologe Peter Hahne kommt
an jenen Ort bei Erfurt, wo einst Martin Luther in Todesangst gelobte, Mönch zu werden. Der streitbare Journalist stand Willi Wild Rede und Antwort.

Die Form des Reformations-Gedenkens ist umstritten. Wie erleben Sie das Lutherjahr?
Hahne:
Ich persönlich, mit überfüllten Veranstaltungen voller neugieriger, erwartungsfroher Leute! Und ich merke: Luthers uralte Frage nach dem gnädigen Gott ist topaktuell. Am zweiten Januarsonntag stand ich auf Luthers Kanzel in Wittenberg und sagte: »Hoffentlich hat seine Grabeskirche nebenan eine gute Statik, denn der Reformator rotiert, wenn er manche Programmpunkte sieht.« Mir ist da zu viel Politik und Allotria. Vor allem: viel zu defensiv, akademisch und voller Selbstmitleid über das, was Luther angeblich alles falsch gemacht hat.
Am Lutherstein werde ich bekennen: Ich bin stolz, ost-westfälischer Lutheraner zu sein, denn ihm verdanke ich das Wichtigste: die Bibel, den Blick aufs Kreuz.

Warum mischen Sie sich nach wie vor in die innerkirchlichen Debatten ein und löcken wider den Stachel?
Hahne:
Weil ich die Kirche noch nicht aufgeben will, wie die allermeisten meiner Kollegen, um Gottes und auch Luthers Willen. Es gibt so viele lebendige Gemeinden und prima Pastoren! Aber wenn man von kirchensteuer-bezahlten Funktionären belächelt wird, weil man an die Auferstehung oder die Wunder von Jesus Christus glaubt oder meint, dass der Weg zum Himmel allein über das Kreuz führt, dann platzt mir der Kragen.

Sie kritisieren den Kirchentag und die EKD, obwohl Sie selbst 18 Jahre als Mitglied des Rates der EKD der Kirchenleitung angehörten. Warum?
Hahne:
Ja, genau darum. Mitarbeiten ist die einzig legitime Kritik. Ich halte bis heute unentwegt Vorträge in Kirchengemeinden mit Klartext aus der Bibel, wie Luther es uns lehrte. Das zieht Menschen an, die noch nie eine Kirche von innen gesehen haben. Ich will weder ein Wohlfühl- und Wellness-Evangelium à la Kirchentag noch diese alles infrage stellende Theologie der leeren Kirchenbänke! Da weiche ich keinem Streit aus.

Was halten Sie in diesem Zusammenhang vom Rau-Motto »versöhnen statt spalten«?
Hahne:
Ich kannte ihn gut, nicht nur aus vielen Interviews. Knallhart in Wahlkämpfen, aber immer mit Humor. Er war sich mit Richard von Weizsäcker einig: Kirche ist nicht dazu da, Politik zu machen, sondern Politik möglich zu machen. Deshalb sage ich nein, wenn ausgerechnet Kirchen bestimmte Parteien und deren Wähler ausgrenzen, statt ihnen den Raum für differenzierte Debatten zu geben. Unsere Gesellschaft ist in der Gefahr, dramatisch auseinanderzubrechen, bis hinein in Familien und Gemeinden.

Mit der katholischen Kirche gehen Sie nicht so hart ins Gericht. Vor einiger Zeit kursierte das Gerücht, Sie würden katholisch. Was ist da dran?
Hahne:
Gerüchte zeigen, dass man noch am Leben ist (lacht laut). Nein, ich bin durch einen erwecklichen, pietistischen Pfarrer als Konfirmand zum Glauben gekommen, diese Wurzeln verleugne ich in keiner Talkshow, wie unlängst wieder bei den »Riverboat«-Kollegen im MDR. Nur wenn die aktuellen Päpste Benedikt und Franziskus in puncto Jesus oder Bibel lutherischer sind als Luthers Erben, dann kommt man schon ins Grübeln (schmunzelt) …

Was halten Sie von den Ökumene-Bemühungen im Reformationsjahr, wie »Healing of memories« (Heilung der Erinnerung) oder anderen gemeinsamen Gottesdiensten?
Hahne:
Das wird alles längst an der Basis praktiziert! Und darauf kommt es mir an. Die TV-Inszenierungen mit theatralischen Umarmungen sind nicht mein Ding. Aber wenn eine engagierte erz-katholische Familie extra ihren Urlaub verlegt, um zum Lutherstein am kommenden Sonntag zu kommen, dann ist das gelebte Basis-Ökumene.

Die beiden großen Kirchen verlieren immer mehr Mitglieder. Wie kann dieser Trend Ihrer Meinung nach gestoppt werden?
Hahne:
Einziger Trend-Stopper, und das beantwortet auch Ihre Frage nach den Gründen: Zurück zum kirchlichen Marken-Kern und zu dem, was uns Christen konkurrenzlos wichtig macht: die Hoffnung des auferstandenen Christus über den Tod hinaus! Finger weg von Parteipolitik! Alles lassen, was Gewerkschaften oder Krankenkassen besser können. Ich wünsche mir eine missionarisch-fröhliche Kirche, die aus der Frohbotschaft keine Drohbotschaft macht, voller Vorschriften von Ökologie bis Gender oder Politik.

Was verbindet Sie mit dem Reformator Luther?
Hahne:
Moderator Hahne und Reformator Luther haben das gleiche Handwerkszeug, so wie Sie und Ihre gern gelesene Zeitung: Wir wollen, dass eine wichtige Nachricht ankommt. Dazu müssen beide sauber recherchieren, verständlich formulieren, ansprechend präsentieren, damit es die Leute interessiert und motiviert. Nichts anderes will ich in Stotternheim.

Stotternheim ist nun nicht das Zentrum der Reformation. Warum kommen Sie zum Lutherstein-Gottesdienst?
Hahne:
Weil mich die sehr lebendige Gemeinde vor Ort eingeladen hat und weil ich es spannend finde, genau an der Stelle reden zu dürfen, wo quasi alles begann. Insofern ist Stotternheim doch der Nabel der Reformation (lacht).

Welche Botschaft haben Sie im Gepäck?
Hahne:
Die von Luthers Wende in Stotternheim: Wer sich auf Gott verlässt, ist nie verlassen. Wer sich an den hängt, der am Kreuz hängt, hängt nicht durch. Denn wer auf sein Wort baut, steht auf festem Fundament.
Also lade ich alle herzlich ein, mit Klappstuhl und Sonnenschirm, zu: Hahne zwischen Torte und Tatort!
www.kirche-stotternheim.de

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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