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Kirchentage auf dem Weg waren nur eine »Zugabe«

Matthias Sengewald | Foto: privat

Auswertung der Kirchentage: Die Einschätzung ist unterschiedlich. Die Akteure vor Ort haben Schlimmeres verhindert, meint Matthias Sengewald, Vorsitzender vom Landesausschuss des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) Mitteldeutschland.

Ist die Idee der regionalen Kirchentage gescheitert?
Sengewald:
Kirchentag ist einfach eine prima Sache und nicht totzukriegen. Trotz aller Befürchtungen und Unkenrufe war Kirchentagsatmosphäre zu spüren. Auch wenn es viel weniger waren als erwartet, und doch viel mehr, als von den Kritikern befürchtet. Dafür ist vor allem den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort zu danken.

Woran lag es, dass das Konzept nicht aufgegangen ist?
Sengewald:
Es war klar, dass sechs Kirchentage in acht Städten neben dem Kirchentag in Berlin besonderer Anstrengungen und Werbekonzepte bedürfen. Dazu kommt die wenig kirchenaffine Bevölkerung in unseren Bundesländern. Wir haben darauf von Anfang an hingewiesen und Vorschläge gemacht. Leider ist kaum etwas davon aufgenommen worden. Deshalb wurde viel zu lange mit unrealistisch hohen Besucherzahlen gerechnet.

Wo sehen Sie konkrete Schwachstellen?
Sengewald:
Das unselige Neben- und Gegeneinander des eingespielten Kirchentagsteam in Berlin und des Reformationsvereins r2017 war ein Geburtsfehler, der viel Kraft gekostet hat. Die Kirchentage auf dem Weg sind keine gleichberechtigten Veranstaltungsorte gewesen, sondern wurden als »Zugabe« behandelt und deshalb außerhalb Mitteldeutschlands kaum wahrgenommen. Es war zu erwarten, dass sich Kirchentagsbesucher am Sonntag nicht noch nach Wittenberg aufmachen.

Welche Rolle spielt dabei der Reformationsverein r2017 in Wittenberg?
Sengewald:
Die Kirchentage waren dort nur ein Projekt unter anderen. Für diese fehlte aber die beim DEKT breit aufgestellte Vernetzung mit kirchlichen und gesellschaftlichen Akteuren. Unsere Erfahrungen mit Kirchentagen im Osten wurden nicht genutzt. Eine gemeinsame Vision war nicht erkennbar, die Arbeit des Vereins erscheint auf Organisation reduziert. Das widerspricht der Idee der Kirchentage und musste schiefgehen. Das konnte das zweifellos vorhandene Engagement vieler, auch bei r2017, nicht ausgleichen.
Die Öffentlichkeitsarbeit für die Kirchentage auf dem Weg hat nahezu total versagt. Die Kommunikation mit der Öffentlichkeitsarbeit der EKM und der Landeskirche Anhalts fehlte, die mit den Akteuren vor Ort war schlecht.

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?
Sengewald:
Dank des schönen Wetters und der Mitarbeit von ganz vielen waren die Mahlgemeinschaften und die Veranstaltungen auf den zentralen öffentlichen Plätzen überall ein Kirchentagsfest. Einige Themenzentren waren gut besucht, aber bei dem viel zu großen Angebot und angesichts fehlender Teilnehmender war die Resonanz oft gering. Einige Veranstaltungen mussten ausfallen. Die Mitarbeit der Fachleute aus der Tourismusbranche war ein Novum und bereichernd. Das sollte man zukünftig noch ausbauen.

Was wissen Sie über Kosten und den Kartenverkauf?
Sengewald:
Sehr wenig, das wurde ja nicht kommuniziert. Aber wir sind dafür Rechenschaft schuldig. Sicher sind auch Gelder in den Sand gesetzt worden. Einiges war nicht abzusehen, manches sehr wohl. Insbesondere, dass das Kartensystem für Vorausbuchungen nicht auf die Kirchentage auf dem Weg übertragbar war und deshalb nicht funktionierte.

Fragen: Willi Wild

Autor:

Adrienne Uebbing

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