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Weihnachtswort von Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius
„Neu lernen, das Gespräch zu suchen“

Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius, stellvertretende Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts
  • Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius, stellvertretende Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts
  • hochgeladen von Johannes Killyen

In ihrem Weihnachtswort hat die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius, angesichts einer wachsenden gesellschaftlichen Spaltung die Verantwortung der Kirche und der Kirchengemeinden betont: „Wir sind in dieser Zeit mehr denn je gefordert, auch in unseren Gemeinden und Gemeindekirchenräten neu zu lernen, das Gespräch zu suchen, den Streit anzunehmen, unseren Gegnern ernsthaft zuzuhören und in Weisheit und Besonnenheit zu reagieren. Es wird weiter eine Aufgabe von Kirche sein, Plattformen für Gespräche über die Grundlagen unseres Zusammenlebens zu schaffen.“

Mit der Geburt seines Sohnes an Weihnachten, so Möbius, begebe Gott sich zu denjenigen, „die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung einsetzen, zu denen, die nach Menschlichkeit verlangen, zu den Geflüchteten und Vertriebenen, zu denen, die niemanden haben, mit dem sie dieses Fest feiern können. Genau dort müssen und dürfen wir ihn, den Gottessohn, suchen und ihn mitnehmen, in unser Leben und unseren Alltag, auch wenn Weihnachten längst vorbei ist.“

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Das Weihnachtswort im gesamten Wortlaut:

„Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr.“

„Was ist das nur für eine Zeit jetzt, in der wir wieder auf Weihnachten zugehen?“, fragte mich ein älterer Herr beim Adventsnachmittag in einer Kirchengemeinde. Was ist das für eine Zeit, in der wir - einerseits - wieder die Geburt des Gottessohnes Jesus feiern, vom Fest des Friedens reden und in den Familien zusammenrücken? Vor ein paar Wochen haben wir an den 30. Jahrestag der friedlichen Revolution erinnert. Als bekennende Christin in der DDR war ich damals glücklich, fortan in einer freiheitlichen Demokratie leben und als zukünftige Pfarrerin diese Weihnachtsbotschaft verkündigen zu dürfen.

Was ist das für eine Zeit jetzt, 30 Jahre später, in der ich – andererseits - wieder aufgerufen bin, mich als Bürgerin, als Christin, für Demokratie, Menschenrechte, Toleranz und ein friedliches Miteinander einzusetzen? In der es nötig wird, Partnerschaften wie „Demokratie leben“ wieder ins Leben zu rufen, weil populistische, rechts- und linksextreme Tendenzen unser gesellschaftliches Miteinander gefährden. Wir sind in dieser Zeit mehr denn je gefordert, auch in unseren Gemeinden und Gemeindekirchenräten neu zu lernen, das Gespräch zu suchen, den Streit anzunehmen, unseren Gegnern ernsthaft zuzuhören und in Weisheit und Besonnenheit zu reagieren. Es wird weiter eine Aufgabe von Kirche sein, Plattformen für Gespräche über die Grundlagen unseres Zusammenlebens zu schaffen.

Was ist das für eine Zeit? Das mögen sich auch Maria und Josef gefragt haben, als sie die schwere Reise von Nazareth nach Bethlehem antraten. Und dies nur, weil ein weit entfernter Diktator, der römische Kaiser, eine Volkszählung im jüdischen Land befohlen hatte und sich jeder am Ort seiner Herkunft registrieren lassen musste. Was war das für eine Zeit, in der ihr Kind in einem ärmlichen Stall zur Welt kommen musste? Im Gedränge des Weltgeschehens begab Gott sich mit der Geburt Jesu mitten hinein in die Ungerechtigkeit der Welt, in allen Unfrieden, in das Machtgehabe eines sich überschätzenden Herrschers, in den Fluchtweg nach Ägypten, um das Leben des Kindes zu schützen.

Gott mittendrin in dieser Zeit heute, am Weihnachtsfest 2019: Mit der Geburt seines Sohnes begibt er sich zu denen, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung einsetzen, zu denen, die nach Menschlichkeit verlangen, zu den Geflüchteten und Vertriebenen, zu denen, die niemanden haben, mit dem sie dieses Fest feiern können. Genau dort müssen und dürfen wir ihn, den Gottessohn, suchen und ihn mitnehmen, in unser Leben und unseren Alltag, auch wenn Weihnachten längst vorbei ist.

Autor:

Johannes Killyen

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