Erinnerungen an Friedrich Schorlemmer
Online-Kondolenzbuch
Der Theologe Friedrich Schorlemmer gehörte zu den Gründern der DDR-Friedensbewegung. Auch nach der Wiedervereinigung blieb er ein kritischer Mahner. Sein Tod am 9. September 2024 nach langer Krankheit löst tiefe Trauer aus – auch bei vielen unserer Leser.
Aus diesem Grund haben wir ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet. Wir laden Sie ein, hier Ihrer Betroffenheit und Trauer Ausdruck zu verleihen und persönliche Erinnerungen zu teilen.
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Stationen eines Lebens
Von Willi Wild
Friedrich Schorlemmer wird als Sohn eines Pfarrers in Wittenberge an der Elbe am 16. Mai 1944 geboren. Schon früh bekennt er sich zum Pazifismus und verweigert den Wehrdienst. Nach dem Abitur an einer Volkshochschule studiert er Theologie in Halle.Nach dem Vikariat in Halle-West wird der Theologe Jugend- und Studentenpfarrer in Merseburg. Ab 1976 war Schorlemmer Synodalmitglied auf Landeskirchen- und DDR-Ebene. Als Dozent am Predigerseminar in Wittenberg sowie als Prediger an der Schlosskirche war er ab 1978 am Ort seiner Berufung ein streitbarer, aufrechter Geist im lutherischen Sinn.
1980 bildet sich eine oppositionelle kirchliche Gruppe um den Pfarrer, die von der Stasi verstärkt überwacht wird. Der Höhepunkt des Wittenberger Kirchentags 1983 ist die Aktion im Lutherhof, wo vor den Kirchentagsteilnehmern ein Schwert zu einer Pflugschar umgeschmiedet wird. 1988 legt Schorlemmer mit seiner Friedensgruppe "20 Wittenberger Thesen" zur umfassenden Demokratisierung der DDR vor.
Im September 1989 begründet er den Demokratischen Aufbruchs (DA) mit. Am 4. November spricht Schorlemmer bei der Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz. Er gehört zu den Mitunterzeichnern des Aufrufs "Für unser Land", der zum Bleiben in der DDR aufforderte. 1990 tritt er aus dem DA aus und der Sozialdemokratischen Partei in der DDR bei. In Wittenberg wird er SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat.
Ab 1992 ist er Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. 1993 erhält der Theologe den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 1999 schlägt er eine Amnestie für DDR-Straftäter vor, die heftig kritisiert wird.
Auch nach seiner Pensionierung 2007 ist Schorlemmer politisch aktiv und engagiert sich weiter für den Frieden. Dafür erhält er im April 2024 in Abwesenheit den Gothaer Friedenspreis "Der Friedenstein".
Autor:Beatrix Heinrichs |
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