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Sag mir, wo du stehst

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Wo stehen wir als Gesellschaft gegenüber unseren jüdischen Mitbürgern? Ich wurde an das Agitationslied der DDR-Singebewegung "Sag mir, wo du stehst" erinnert, als die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (rias) in Sachsen-Anhalt ihren ersten Jahresbericht vorgelegt hat.

Von Willi Wild

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat der Antisemitismus deutlich zugenommen. Als hätte der Judenhass nur geschlummert, kommt er aus dem rechten, linken und zunehmend aus dem muslimischen Spektrum deutlich und unverhüllt zum Vorschein.

Bei der Programmvorstellung der Achava Festspiele Thüringen sagte Reinhard Schramm, der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, dass er froh sei, dass seine Mutter – die einzige Holocaustüberlebende der Familie – nicht mehr miterleben muss, dass Menschen nach der größten Judenvernichtung seit der Shoa vor Freude auf der Straße tanzen. Erschreckenderweise habe der 7. Oktober dazu geführt, so Schramm, "dass wir Juden weniger Freunde haben".

Eigentlich sollte es umgekehrt sein. Stattdessen ist der Judenhass mittlerweile gesellschaftsfähig geworden. Jüdische Studenten erleben Universitäten als unsichere Orte. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat Juden abgeraten, die Kippa in der Öffentlichkeit zu tragen.

Dass wir Christen unverbrüchlich an der Seite Israels und unserer jüdischen Mitbürger stehen, ist eine Selbstverständlichkeit und vielfach betont worden. Es darf allerdings nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Wenn, wie in den vergangenen Wochen geschehen, Menschen zu Tausenden für Demokratie und Vielfalt auf die Straße gehen, muss dort ebenso deutlich Antisemitismus verurteilt werden.

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Willi Wild | Foto: Paul-Philipp Braun
Autor:

Online-Redaktion

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