Wochenlied-Serie – Folge 3
Das Kreuz als Hoffnungszeichen

Foto: eva-leipzig.de

Das Evangelische Gesangbuch feiert sein 500-jähriges Jubiläum. In einer Serie stellen Kirchenmusiker aus Mitteldeutschland einmal im Monat ein Wochenlied vor. In dieser Folge steht das Lied »Kreuz, auf das ich schaue« (EG.E 22) aus dem Ergänzungsheft zum Gesangbuch im Mittelpunkt.

Von Katharina Reibiger

Kreuz, auf das ich schaue« wurde als eines der neuen Wochenlieder für den Sonntag Okuli, ausgewählt. Beim Lesen des Liedtitels werden sicher nicht nur bei mir Assoziationen an ein anderes Lied aus unserer Singpraxis geweckt: »Stern, auf den ich schaue« (EG 407). Eckart Bücken hatte dieses Lied wohl auch im Sinn, als er 1982 sein Lied vom Kreuz schrieb. Aber es kommt so ganz anders daher als das überschwängliche, melodisch weit ausgreifende Lied von Cornelius Friedrich Adolf Krummacher aus dem 19. Jahrhundert – schlicht und ohne Schnörkel, mehr als 8 Takte und 22 Töne braucht es nicht. Der Text ist auf das Wesentliche reduziert. Einzigartig ist das Lied durch die direkte Ansprache an das Kreuz, in dem Jesus Christus gegenwärtig ist. Christus selbst klingt nur in der ersten Strophe indirekt in der Formulierung »der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah« an. Er ist mir im Kreuz nahe.

Beginnend mit der ersten Strophe entwickelt sich ein Bild aus dem anderen – »Kreuz, auf das ich schaue« – in vielen Gotteshäusern fällt der Blick beim Betreten sofort auf ein Kreuz, aber auch außerhalb der Kirchen fällt unser Blick mal bewusst, mal eher im Vorbeigehen auf ein Kreuz: auf Kirchtürmen, über einem Schreibtisch, am Wegesrand, auf dem Gipfel eines Berges. Das Kreuz – Zeichen für Jesus Christus und die Erinnerung an seinen Tod und seine Auferstehung.

In der zweiten Strophe »Kreuz, zu dem ich fliehe« kommt Bewegung in den Text, das Kreuz wird zum Zufluchtsort. Es wird zum Hoffnungszeichen in Zeiten von »Angst und Mühe«.

Die dritte Strophe »Kreuz, von dem ich gehe« setzt die Bewegung weiter fort – mit neuem Mut gehe ich gestärkt meinen Weg in den neuen Tag – aber nicht allein, sondern im Vertrauen auf seine Nähe. Christus begleitet mich, »dass ich nicht verzag«.

Lothar Graap hat für diesen Text eine schlichte Melodie geschaffen, die um den Ton »f« kreist – genau wie der Text des Liedes mich um das Kreuz kreisen lässt. An keiner Stelle werde ich aus meinen Gedanken durch rhythmische oder melodische  Ausschweifungen gerissen.

Auch im Introitus für den Sonntag Okuli findet sich das Schauen wieder, wenn es heißt: »Meine Augen sehen stets auf den Herrn« (Psalm 25,15). Dieses Lied ist in seiner Schlichtheit für mich eine gute Anleitung zur Begegnung mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen im Gebet und ein guter Begleiter durch die Passionszeit – nicht nur am Sonntag Okuli.

Die Autorin ist Kirchenmusikdirektorin und Kantorin im Kirchenbezirk Freiberg.

Das Buch zur Serie ist hier bestellbar.

Nächste Folge: 

Du meine Seele, singe
Autor:

Online-Redaktion

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