Wochenlied-Serie – Folge 7
Gesungenes Gotteslob
Das Evangelische Gesangbuch feiert sein 500-jähriges Jubiläum. In einer Serie stellen Kirchenmusiker aus Mitteldeutschland einmal im Monat ein Wochenlied vor. Diese Folge dreht sich um das Lied »Nun lob, mein Seel, den Herren" (EG 289).
Von Ina Köllner
Das Wochenlied für den 12. Sonntag nach Trinitatis gehört im Gesangbuch zur Rubrik der "Psalmen und Lobgesänge". Den Text schrieb Johann Gramann um 1540 im Auftrag Herzog Albrechts in Anlehnung an Psalm 103.
Die Melodie schrieb Hans Kugelmann im gleichen Jahr. Er war Komponist und Hoftrompeter in Königsberg. Herzog Albrecht fand diesen Choral so wichtig und schön in seinem Leben, dass er ihn auch auf seinem Sterbebett sang.
Der Text Gramanns ist meines Erachtens eine komprimierte und ziemlich gut gereimte Fassung zum 103. Psalm. Er folgt in seinen vier zwölfzeiligen Strophen eng der biblischen Vorlage.
Inhaltlich ist das Lied eine Aufforderung zum Lob Gottes und Dank für alle seine Wohltaten an uns: Er vergibt unsere Sünden, heilt unsere Schwachheit, ist gütig ohne Maßen und spart auch nicht an Gnad und Erbarmen. Und in der zweiten Strophe wird der wunderschöne Vergleich mit einem Vater bemüht, der seine Kindlein in seinen Armen beschützt, wenn sie sich fürchten.
Die fünfte Strophe wurde 1555 anonym als Gloria Patri hinzugefügt, mit dem in den christlichen Liturgien jeder Psalm endet.
Gramann war ursprünglich ein katholischer Pfarrer, studierte an der Universität Leipzig – später u.a. bei Melanchthon und Luther in Wittenberg. Er wurde Lehrer und Rektor der Thomasschule zu Leipzig und zerwarf sich in dieser Zeit mit der katholischen Kirche. Er gehörte zu den bedeutendsten Reformatoren Preußens.
Der Choral gehört für mich zu einer der fröhlichsten und tänzerischsten Melodien im Evangelischen Gesangbuch. Allein der schwingende 6/4-Takt und die konsequente „lang-kurz“ Singweise lädt direkt zum Bewegen ein. Die klare G-Dur-Tonart bestärkt den positiven Charakter.
Kugelmann ging wahrscheinlich von einer einfacheren Volksweise aus, die mit dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden weltlichen Liedtext „Weiß mir ein Blümlein blaue“ verbunden wurde. Bis heute gehört EG 289 zu den populärsten evangelischen Kirchenliedern und wurde vielfach musikalisch von späteren Komponisten bearbeitet und als Thema in ihren Werken genutzt.
Mögen wir uns weiterhin im Gesangbuch auch an den ganz alten Melodien und Texten der ersten Dichter und Psalmlieder-Komponisten erfreuen und ihre Aktualität erkennen. Wir können die Lieder noch heute als hohes Kulturgut in unseren Gemeinden wertschätzen, indem wir sie oft singen. So wie es der aus Kahla stammende Urkantor Johann Walter auf den Weg gebracht hat.
Die Autorin ist Kantorin in Kahla.
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Autor:Online-Redaktion |
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