Kirchenkreis Stendal
Letzte Ruhe im Rosengarten
Sich in einem Rosengarten beerdigen lassen, das ist eher ungewöhnlich. Aber: Ab dem kommenden Sommer wird das in Osterburg (Kirchenkreis Stendal) möglich sein.
Von Uwe Kraus
Das altmärkische Städtchen mit seiner evangelischen Kirchengemeinde gilt als besonders engagiert, wenn es darum geht, den Wandel in der Bestattungskultur mitzugestalten. Der Friedhof am Rande der Stadt entwickelt sich zu einem Ort, der nicht allein durch das Trauern bestimmt wird, sondern sich zu einer Begegnungs- und Naherholungsstätte entwickelt.
Als die evangelische Gemeinde in Osterburg um Pfarrer Gordon Sethge vor drei Jahren („Glaube und Heimat“ berichtete) erste Visionen eines Brückenschlages zwischen Tradition und moderner Bestattungskultur vorstellte, wehte ihr durchaus Gegenwind entgegen. Klar war: Man will mit der Zeit gehen. In einer Ära, in der klassische Erdbestattungen immer seltener werden und immer weniger Menschen aufwändige Grabpflege betreiben können oder wollen, möchten die Osterburger das Trauern, Naherholung, Nachhaltigkeit und selbst einen Spielplatz miteinander verbinden.
Der Friedhof als Ort für die Lebenden von Kindesbeinen an, das klinge gut, sagte Pfarrer Gordon Sethge vor zwei Jahren über die Zukunft des Gottesackers, der zu drei Viertel der Fläche grün ist, während sich auf dem Rest die Gräber dicht beieinander drängen. Urnengräber, aber auch Alternativen wie Baumbestattungen benötigen immer weniger Platz, der Neugestaltungspotenzial birgt. Nach dem Anlegen einer Blühwiese rückt nun ein weiterer Abschnitt des Friedhofareals ins Rampenlicht. Dort entsteht ein Miniwald, somit ist es der erste Friedhof in Sachsen-Anhalt, auf dem das geschieht. Die Evangelische Kirchengemeinde Osterburg engagiert sich für die Umgestaltung des südlichen Friedhofsgeländes zu einer nachhaltigen Parkanlage im innerstädtischen Bereich. „Gemeinsam mit der Sekundarschule Osterburg wird unsere Gemeinde hier einen Mini-Wald pflanzen und die Entwicklung des kleinen Ökosystems begleiten“, sagte Fabian Rieger, Mitglied des Friedhofsausschusses. Lotto Sachsen-Anhalt begleitet die Errichtung des Mini-Waldes mit 10 450 Euro Lotteriefördermitteln. Das Geld fließt in die Anschaffung des Pflanzmaterials und die Vorbereitung des Bodens.
Die fachliche Begleitung des Lotto-Mini-Wald-Programms erfolgt durch den Landesverband Sachsen-Anhalt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). „Wir helfen bei der Mini-Wald-Planung und deren praktischer Umsetzung“, erklärte Bonté Blisse, die SDW-Projektleiterin. Während die Schülerinnen und Schüler der Osterburger Sekundarschulklasse 7B begeistert Bodenproben nahmen und auf ihren pH-Wert analysierten, erläuterte sie die Bedeutung der Ergebnisse für die Auswahl der Baumarten. „Hier lernen nicht nur Kinder und Jugendliche praxisnah, wie sie mit der nachhaltigen Umgestaltung einer ungenutzten Fläche in einen Mini-Wald für besseres Klima sorgen können“, sagte Lotto-Geschäftsführer Stefan Ebert. „Ein ökologisch wertvolles Projekt, für das Menschen gemeinsam Verantwortung übernehmen, unterstützen wir gern.“
Seit 1991 flossen rund 12,9 Millionen Euro von Lotto Sachsen-Anhalt in den Landkreis Stendal, davon eineinhalb Millionen Euro in die Hansestadt Osterburg. Die Evangelische Kirchengemeinde Osterburg erhielt bisher rund 210 000 Euro. Das Geld verwendete man für die Restaurierung der Buchholz-Orgel sowie für Sanierungsarbeiten an Turm- und Schiff-Fassaden der Kirche St. Nikolai.
Autor:Uwe Kraus |
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