Taufe
Das Alter ist nicht entscheidend

Sowohl für Kinder- als auch für die Erwachsenentaufe gibt es gute Argumente. | Foto: epd-bild/Andrea Enderlein
  • Sowohl für Kinder- als auch für die Erwachsenentaufe gibt es gute Argumente.
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Braucht es die Taufe für den Glauben oder den Glauben für die Taufe? Sollte die Taufe bereits im Kindesalter erfolgen oder erst als Erwachsener, wenn sich Menschen für ein Leben im Glauben entscheiden? In den christlichen Konfessionen bestehen dazu unterschiedliche Auffassungen.

Von André Poppowitsch

Während in der evangelischen und katholischen Kirche sowohl Kinder als auch Erwachsene getauft werden, taufen viele evangelische Freikirchen ausschließlich Erwachsene. In der Bibel lassen sich Bezüge finden, die für beides sprechen.

Befürworter der Erwachsenentaufe orientieren sich an den Worten Jesu, die im Markusevangelium überliefert sind: "Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." (Markus 16,16). Die Taufe wird aus dem Glauben heraus vollzogen, nachdem ein Mensch das Evangelium gehört und der Geist Gottes ihn zum Glauben geführt hat.

Ein Beispiel ist die Geschichte des Kämmerers aus Äthiopien (Apostelgeschichte 8, 26-40). Er kommt als Erwachsener mit dem Evangelium in Kontakt und lässt es sich von Philippus erklären. Weil er glaubt, was er hört, begehrt und empfängt er die Taufe, die ihn zum Teil der christlichen Heilsgemeinde macht. Und auch Jesus selbst wurde erst als Erwachsener getauft. Die Kindertaufe wird nach diesem Verständnis abgelehnt. Säuglinge und Kinder seien noch nicht in der Lage, das Evangelium zu erfassen, nachzuvollziehen und so zum Glauben zu gelangen. Daher könne keine bewusste Entscheidung zur Taufe getroffen werden.

Dennoch finden sich in der Bibel auch Belege für die Kindertaufe. Es ist davon auszugehen, dass bei den "Haustaufen" im Neuen Testament Kinder nicht ausgeschlossen waren. Lydia wurde „mit ihrem Hause“ getauft (Apostelgeschichte 16,14-15), der Aufseher des Gefängnisses wurde „mit seinem Hause“ und „mit all den Seinen“ getauft (Apostelgeschichte 16,29-34), desgleichen auch Stephanas (1. Korinther 1,11-17) und Krispus (Apostelgeschichte 18,8). Auch der Missionsbefehl (Matthäus 28,16-20) bezieht "alle" und nicht nur die Erwachsen ein.

Die Kindertaufe an sich wurde im vierten Jahrhundert durch den Kirchenlehrer Aurelius Augustinus als verpflichtend beschrieben. Jeder Mensch sei schon bei seiner Geburt durch Sünde belastet und könne durch die Taufe von der Erbsünde befreit werden – die Taufe ist demnach die Voraussetzung, um in das Himmelreich zu gelangen. Diese Auffassung prägte jahrhundertelang den Glauben. Gerade in den Zeiten mit einer hoher Kindersterblichkeit beruhigte die Säuglingstaufe das Gewissen, dass das eigene Kind erlöst ist.

Auch Luther hielt an der Kindertaufe fest, selbst wenn die Kinder bei ihrer Taufe noch nicht glauben können. Sein Argument war: Wenn der Unglaube die Taufe in Frage stellen würde, müsste ich mich jedes Mal neu taufen lassen, wenn ich aus dem Glauben falle. Die Taufe trägt also den Glauben, nicht aber der Glaube die Taufe.
Eine Folge ergibt sich aus der Kindertaufe: Wenn Taufe und Glauben zusammengehören, sind beide bei Kindern zeitlich getrennt. Kinder können ihren Glauben noch nicht reflektieren und artikulieren oder entwickeln einen Kinderglauben. Die Taufe muss lange warten, bis sie durch den Glauben vervollständigt wird. Hier kommen Eltern, Paten und die Gemeinden ins Spiel. Wenn sie das zarte Pflänzchen, das durch die Taufe eingepflanzt wird, hegen und pflegen, können Kinder – wie auch Erwachsene – in den Glauben hineinwachsen. Wenn sie für die Getauften beten, sie begleiten, offen sind für ihre Fragen, entspricht das dem Zutrauen, das Christus in uns weckt.

In welchem Alter getauft wird, ist letztlich nicht entscheidend. Denn allein die korrekt vollzogene Taufe wird nicht helfen, wenn der Glauben nicht geweckt wird. Alle guten Predigten und alles Missionieren hilft nichts, wenn nur die Ohren und nicht das Herz erreicht wird. Erst durch den Glauben entsteht die rettende Verbindung mit Jesus Christus und seiner Gnade.

Autor:

André Poppowitsch

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