Folge 49 – 2012 und 2013
Aufregung um Orientierungshilfe zur Familie
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) plant im Jahr 2012 ihren ersten Gemeindekongress. Dort sollen sich Kirchengemeinden und -kreise mit ihren Projekten vorstellen.
Von Dietlind Steinhöfel
"Glaube und Heimat" stellt einzelne Initiativen vor: das "Elisa-Bett" in Sömmerda – eine kleine Wohnung für Obdachlose, die "Kinder- und Familienkirche" aus Weimar oder die "Zuhörende Kirche" aus dem Kirchenkreis Elbe-Fläming. 900 interessierte Gemeindeglieder kommen am 13. Oktober 2012 nach Halle, um sich Anregungen für ihre Gemeindearbeit zu holen.
In den beiden Jahren gibt es wieder viel Diskussionsstoff: Zunächst wird darüber debattiert, ob wir ein neues Glaubensbekenntnis brauchen. Auslöser ist ein Pro-Kontra-Beitrag vom Dezember 2011. Von "Natürlich brauchen wir kein neues Credo" bis zum Wunsch, es in moderne Sprache zu bringen, reichen die Zuschriften. Ein Leser sendet sogar einen Entwurf für ein neues Bekenntnis ein.
Hart geht es zur Sache, nachdem im Juni 2013 die EKD eine Orientierungshilfe zu Ehe und Familie vorstellt. Hierin wird die Wirklichkeit in den Blick genommen, in der es nicht nur die traditionelle Familie, sondern Alleinerziehende, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtliche Paare mit und ohne Kinder gibt. Vorwürfe sind unter anderem, dass das Papier keine biblische Grundlage habe, dass es dem Zeitgeist fröne oder die traditionelle Ehe diffamiere. 50 Pfarrer aus Baden fordern die Rücknahme des EKD-Papiers. Die Deutsche Evangelische Allianz stellt ein eigenes Thesenpapier vor. Nicht nur konservative Christen üben Kritik, sondern auch profilierte Theologen.
Im Jahr 2012 bringt ein Urteil vor allem Juden und Muslime auf die Barrikaden: Anfang Juli urteilt das Landgericht Köln, dass religiös begründete Beschneidungen von Jungen als "rechtswidrige Körperverletzung" betrachtet werden müssten. Ein Arzt, der einen muslimischen Jungen auf Wunsch der Eltern beschnitten hat, wird zwar freigesprochen, aber nur, weil er von der Strafbarkeit seines Handelns nichts gewusst habe. Die Empörung danach ist groß, auch von kirchlicher Seite. Bundestag und Bundesrat beschließen Ende Dezember desselben Jahres ein Gesetz, nach dem die Beschneidung von jüdischen und muslimischen Jungen im Rahmen des elterlichen Sorgerechts erlaubt bleibt.
Im Juni 2013 berichtet die Kirchenzeitung über den Prozess um den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König vor dem Dresdner Amtsgericht. Die Vorwürfe, dass er bei einer Demonstration in Dresden zu Gewalt aufgerufen haben soll, sind zwar nicht zu halten. Doch der Prozess wird sich noch lange hinziehen, schreibt der Autor. Die EKM stellt sich samt Landesbischöfin hinter den Pfarrer.
Fundstücke
Festjahr: Das Land Anhalt feiert 2012 sein 800-jähriges Bestehen. Höhepunkt des Festjahres ist der anhaltische Landeskirchentag in und um das Schloss Ballenstedt.
Kippa-Flashmob: In Berlin wird der Rabbiner Daniel Alter im Beisein seiner Tochter zusammengeschlagen und diese bedroht. Rund 1000 Berliner demonstrieren daraufhin am 2. September 2012 gegen Antijudaismus. Bereits am Tag zuvor versammeln sich Hunderte Jugendliche zu einem Kippa-Flashmob. Alle tragen eine Kippa, auch wenn sie keine Juden sind.
Nordkirche: Anfang 2012 nimmt das Vorhaben "Nordkirche" die letzte Hürde. Die evangelischen Landeskirchen Mecklenburg, Nordelbien und Pommern schließen sich am Pfingstwochenende zur "Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland" zusammen.
Pränataldiagnostik: Um den neuen Bluttest, der bei Schwangeren Trisomie 21 zeitig feststellen kann, wird heftig gestritten. Wie weit darf Pränataldiagnostik gehen? Dazu äußern sich Gynäkologen, Theologen und Eltern von Kindern mit Down-Syndrom (Trisomie 21) in der Kirchenzeitung.
Testen Sie Ihr Wissen zur Geschichte der G+H im Online-Quiz:
100jahre-quiz.de
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.