Gelebtes Erbe auf Kartons
Deutschlandweit: Eine Marienkirche und eine Nikolaikirche pro Bundesland beteiligen sich an der Ausstellungsreihe »Bei Deinem Namen genannt: Maria und Nikolaus«, die in 32 Orten gezeigt wird.
Von Michael von Hintzenstern
Nach einer Präsentation im Erfurter Mariendom ist die Wanderausstellung vom 12. April bis 31. Mai in der Kirche St. Nicolai in Schmölln (Kirchenkreis Altenburger Land) zu sehen. Sie wird im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 gezeigt, das unter dem Titel »Sharing Heritage« (Erbe teilen) die kulturelle Vielfalt des Kontinents deutlich machen will.
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, betont in diesem Zusammenhang, dass mit den Namen Maria und Nikolaus christliches Gedankengut transportiert werde. Beide Figuren stünden für ethische Prinzipien. Man knüpfe aber auch an die persönliche Identität der Besucher an, die jeweils mit ihrem eigenen Namen verbunden ist.
Unter dem Motto »Nomen est omen« (»Der Name ist ein Zeichen«) werden Sprichwörter zu verschiedensten Vornamen vorgestellt. Darüber hinaus betrachtet die Exposition den Zusammenhang von »Heimat und Person«, »Name und Erbe« sowie von »Kultur und Identität«.
Die beiden Module des in deutscher und englischer Sprache gestalteten Projektes verstehen sich in erster Linie als Impuls: Sie sind leicht überschaubar und ermöglichen eine unmittelbare Aneignung des Stoffes. Damit wollen die Kuratoren Klaus-Martin Bresgott, Johann Hinrich Claussen und Ralf Klöden einen »Anreiz zur Selbst- und Weiterbeschäftigung«
schaffen.
Maria steht exemplarisch für einen Frauennamen. Aus der Ikonografie heraus sind alle Informationen über sie in der Farbe Blau gehalten. Nikolaus steht für einen Männernamen, die ikonografische Farbe Rot verweist auf alles Wissenswerte über Nikolaus. Allgemeine Informationen und Einführungen sind in neutralem Weiß gestaltet. Eine Karte der Bundesrepublik zeigt die jeweils am Projekt beteiligten Gotteshäuser, eine Karte Europas die Verbreitung der Namen und Kirchen zwischen Atlantik und Ural. So ist die Thematik auch geografisch fassbar aufbereitet. Wichtig ist den Ausstellungsmachern darüber hinaus die Verwendung ökologischen Materials – anstelle von Einwegaufstellern aus umweltfeindlichen Kunststoffen kommen 90 × 45 × 45 cm große, wiederverwendbare Mehrwegkartons zum Einsatz.
Gewöhnliches Verpackungsmaterial wird zu einem ungewöhnlichen Informationsträger. Die ästhetisch klare Form des Baukastens der Exposition orientiert sich an architektonischen Prinzipien der Romanik und des Bauhauses. »Die inhaltlichen Impulse zielen auf eine Wahrnehmung von Ort, Geschichte und Namen als Teil der eigenen Identität ab«, erläutern die Kuratoren ihre Zielstellung: »Aus der Abstraktion von Geschichte und Region werden mit der eigenen Person und dem eigenen Namen authentische Orte der eigenen Wirklichkeit, die in einen größeren Kontext eingebettet ist – regional und überregional, deutschlandweit und europäisch.«
Die Namen Maria und Nikolaus, ihre vielfältigen regionalen Formen und deren aktive Weitergabe aus der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft verdeutlichen dies exemplarisch und geben den Anstoß.
Die Ausstellung des Kulturbüros des Rates der EKD richtet sich an Tagesbesucher, Schulklassen und Touristen, eignet sich aber auch hervorragend für die Erwachsenenbildung. An jedem Ort können Geschichten zum je eigenen Namen hinzugefügt werden. Dadurch erweitert sich die Ausstrahlung der in 16 Marien- und 16 Nikolaikirchen gezeigten Ausstellung.
Termine in der EKM: Nikolaus: 30. 8. bis 31. 10., Ballenstedt; Maria: 6. 9. bis 2. 11., Salzwedel
Autor:Online-Redaktion |
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