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Erfurt: Regler-Kantor verabschiedet
Die Erinnerung hat er "im Ohr"

In die Gemeinde hineingeboren: Nach 34 Jahren geht Kantor Johannes Häußler in den Ruhestand. | Foto: Matthias F. Schmidt
  • In die Gemeinde hineingeboren: Nach 34 Jahren geht Kantor Johannes Häußler in den Ruhestand.
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Johannes Häußler sei „eine Institution, ein virtuoser Musiker, der über seine Gemeinde hinaus den Ton bei der Kirchenmusik angab“, würdigte der Senior des Kirchenkreises Erfurt, Matthias Rein, den Regler-Kantor zu dessen Abschied.

Von Iris Pelny

Mit den humorvollen Antworten von Johannes Häußler verflüchtigte sich im Nu mein Bild von einem `altehrwürdigen Kantor` am Ende seines Berufslebens. Im Abschieds-Gottesdienst, am 25. April in der Reglerkirche, predigt Senior Mathias Rein vom Evangelischen Kirchenkreis Erfurt. Für ihn ist Johannes Häußler „eine Institution, ein virtuoser Musiker, der über seine Gemeinde hinaus den Ton bei der Kirchenmusik angab.“ Dabei hat er die ökumenischen Martini-Einsätze ebenso im Ohr wie die egapark-Gottesdienste, das Weihnachtslob im Dom, Amtshandlungen… Für Johannes Häußler unvergessen ist der Papstbesuch in Erfurt.

Einmalig dürfte auch das Sing-Verbot sein, mit dem sein Berufsleben als „Regler-Generalmusikdirektor“ ausklang. Corona kappte eine Säule seines evangelischen Kantor-Amtes. Aber dank Orgel, Bläser und Instrumentalkreis ist er nicht gänzlich verstummt.

Seit 1987 ist er Regler-Kantor. Offiziell. Doch in die Regler-Familie hinein geboren ist er schon 1955. Vater Gerhard Häußler prägte vor ihm 36 Jahre die Gemeinde, seine Mutter als Gesangspädagogin. Johannes Häußler studierte Musik und sah sich doch nicht festgelegt als Kirchenmusiker. „Er wäre gern Dirigent geworden“, sagt Gaby Häußler. Beide sind in Erfurt geboren, in Regler konfirmiert, kennen sich seit Kinderchor-Zeiten. Im „Zweiklang“ arbeiteten sie 20 Jahre Seite an Seite: der Kantor und die All-Round-„Sekretärin“ im Gemeindebüro.
Verbindend ist auch ihre Musik-Liebe. Oft trafen sie erst 22 Uhr Zuhause ein, sprachen über die Probe statt übers Fernsehen. Gaby Häußler ist Choristin in der 50-köpfigen Regler-Singschar. Er gab als Chorleiter den Ton an, „hört ein Viertel Ton zu niedrig heraus, singt alle Stimmlagen vor,“ sagte eine Sängerin. Er sei „quirlig, humorvoll, nie schulmeisterlich.“ Das Ehepaar Zühl ergänzt: „Die Regler-Singschar ist Gemeinde und die Gemeinde ist Chor, gegründet vor über 70 Jahren von Gerhard Häußler, die zweite Hälfte geprägt von Johannes Häußler.“

Jede Gemeinde habe ihre Spezifik. Bei Regler ist es der Chor, der – einmalig - in jedem Sonntags-Gottesdienst a cappella sang, vier- bis achtstimmige Motetten und Chorsätze. Als Erste präsentierten die Regler-Sänger in Erfurt die Markus-Passion von Bach. Der Laien-Status der Singschar war für Johannes Häußler kein Argument, weniger zu fordern. Das Miteinander der Gruppe gab auch ihm Kraft, sagt der Kantor.

Dagegen scheint er an der Orgel allein? Er spiele doch für andere, pariert Johannes Häußler. Am liebsten Improvisationen, Gefühle und Stimmungen frei lassend. Danke sagt er für das Zusatzstudium Kirchenmusik in Halle und an Professor KMD Matthias Dreißig. Danke sagt er der Gemeinschaft der Erfurter Kirchenmusiker.
So war ihm doch die Kirchenmusik bestimmt? Nach 34 Jahren sagt Kantor Häußler: Ja. Zunächst ging er als junger Musiker aber ans Erfurter Theater, als Assistent des Chordirektors. Lernte mit Chören zu arbeiten, bewarb sich an andernorts. Überbrückend arbeitete er als Kirchenmusiker in Andreas. Als schlagartig sein Vater ausfiel, brauchte ihn die Reglergemeinde. Dauerhaft. Er machte sich die Entscheidung nicht leicht.

Fortan leitete und organisierte er die Regler-Singschar, den Posaunenchor, die Flötengruppe, den Instrumentalkreis, das Kleinkindsingen, Konzertfahrten, Kindersingwochen. Ulrich Oelze dankt ihm „für CD-Produktionen und übergemeindliche Chorprojekte“. Dazu kam der Flöten-, Orgel- und Trompetenunterricht.
Nun kommt der Abschied von der Ära Häußler und zeitweise ein Abstand zur Regler-Familie. Die Nachfolger sollen Fuß fassen. Häußlers freuen sich auf Frühstücks-Muße statt Gottesdienste, Garten, Radtouren, Lesen, die (Enkel-)Kinder, probenfreie Abende. Wobei: Gaby will bei ihrem Mann Orgel spielen lernen. Johannes Häußler entspannt bei Rock, Pop, Klassik. Und bei Bachs Kirchenmusik, entstanden im Kantorenamt.

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