Stadtviertel benannt nach der Kirche
Die Pauluskirche zu Halle (Saale)

- Pauluskirche zu Halle an der Saale
- Foto: Michael Hanke, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=529328
- hochgeladen von Holger Zürch
Kirchenbauwerke gehören in Mitteldeutschland zu fast jedem Ort. Bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke, haben sie architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute dazu ein eindrucksvolles Beispiel aus Halle an der Saale.
Die Pauluskirche zu Halle ist eine in den Jahren 1900 bis 1903 erbaute, denkmalgeschützte evangelische Kirche in Halle (Saale). Im Denkmalverzeichnis der Stadt Halle ist die Kirche mit der Nummer 094 11573 verzeichnet.
Die Paulusgemeinde gehört zum Kirchenkreis Halle-Saalkreis der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Lage
Die Kirche ist Mittelpunkt des als Wohngegend begehrten Paulusviertels, eines seit 1880 systematisch bebauten Wohngebietes im Nordosten der Saalestadt. Namensgeber für das Stadtviertel ist die Kirche.
Das Gotteshaus ist aufgrund seiner herausgehobenen Höhenlage auf einer zehn Meter hohen Porphyrkuppe und der damit verbundenen ausgezeichneten Silhouetten-Wirkung ortsbildprägend und für das Stadtbild von herausragender Bedeutung.
Geschichte
Ausgehend vom starken wirtschaftlichen Wachstum der Stadt besonders im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte sich die Einwohnerzahl zwischen 1871 und 1890 nahezu verdoppelt.
Für das vom Stadtbaurat Karl-Otto Lohausen geplante „Nordostviertel“ wurde der sogenannte Hasenberg im Zentrum des Viertels etwa um das Doppelte erhöht und obenauf ein kreisrunder Platz angelegt, der ehemalige Kaiserplatz (heute Rathenauplatz), von dem acht Radialstraßen abgehen.
Zunächst waren die Laurentiuskirche und die Marktkirche für den Nordosten der Stadt zuständig. 1894 wurde die Paulusgemeinde aus einer Abspaltung der Neumarktgemeinde gegründet, die zunächst Gast in der St.-Stephanus-Kirche war.
Im Jahre 1897 schenkte der Bauunternehmer Friedrich Kuhnt der Gemeinde das Grundstück auf dem Hasenberg. Die Grundsteinlegung erfolgte am 22. Oktober 1900, dem Geburtstag der Kaiserin Auguste Viktoria, unter deren persönlichem Protektorat der Kirchenbau seit 1898 stand. Neben Spenden vom Kaiserhaus und anderen halleschen Kirchengemeinden kamen die Gelder vor allem von privaten Stiftern.
Der Entwurf wurde in der Bauabteilung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten unter der Leitung des Berliner Baurats Richard Schultze gefertigt. Die Bauausführung unterstand dem Oberbaurat Oskar Hossfeld und dem Baurat Johannes Matz.
Im April 1902 war die Kirche im Rohbau fertig, so dass der Turmknopf mit Kreuz und Hahn aufgesetzt werden konnte. Am 6. September 1903 wurde die Kirche in Anwesenheit von Kaiserin Auguste Victoria eingeweiht.
Das ursprüngliche Geläut aus Bronze fiel den sogenannten Metallspenden der beiden Weltkriege zum Opfer. Drei neue Stahlglocken wurden am 22. Januar 1956 geweiht.
Eine umfassende Renovierung erfolgte im Jahr 1972; dabei wurde sie durchgehend weiß gestrichen. Das Altarkruzifix, der große Kronleuchter wie auch die neben dem Orgelprospekt aufgestellten Standbilder von Paulus und Luther wurden entfernt.
1997 begann mit der Erneuerung des Daches und der Teilsanierung der Außenfassade die Grundsanierung der Kirche. Im selben Jahr gründete sich der „Bauverein Pauluskirche Halle (Saale) e. V.“. Dessen Ziel ist den Erhalt der Pauluskirche durch Sanierung, Renovierung, Instandsetzung und Instandhaltung zu fördern.
Zum 100. Geburtstag der Kirche 2003 wurde die Innenausmalung August Oetkens – ein wichtiges Zeugnis der Wiederbelebung farbiger Gestaltung von Kirchen nach mittelalterlichen Vorbildern zu Beginn des 20. Jahrhunderts – teilweise wiederhergestellt.
Zum Tag der Deutschen Einheit 2021 fand ein ökumenischer Gottesdienst mit hochrangigen Politikern und dem Bundeskanzler in der Pauluskirche statt.
Architektur und Ausstattung
Die Pauluskirche hat 995 Sitzplätze und ist ein kreuzförmiger Zentralbau in sparsamen Formen der norddeutschen Backsteingotik. Der untere Teil des Sockels besteht, wie auch alle Treppenaufgänge, aus Porphyr; der obere Sockelbereich ist als Überleitung zu den roten Backsteinmauern aus Formziegeln aufgemauert.
Die Kreuzarme sind im Verhältnis zur Höhe des Gesamtbaukörpers sehr kurz gehalten worden. Der nördliche Kreuzarm ist zugleich Altarraum und wurde als Fünf-Achtel-Teil eines Oktogons gestaltet.
Über der Vierung erhebt sich ein gedrungener, von vier zylindrischen Treppentürmen eingefasster 60 Meter hoher Vierungsturm. Die monumentale Wirkung des Baukörpers wird verstärkt dank des Standorts auf der Kuppe des Hasenberges sowie dank der 7,50 Meter breiten, mit 62 Stufen zum Hauptportal an der Westseite führenden Freitreppe.
Das kuppelförmige Gewölbe unter der Vierung in Verbindung mit den kurzen Kreuzarmen haben auf den Innenraum eine zentralisierende Raumwirkung. Im Gegensatz zum Äußeren wirkt der gewölbte Innenraum – Vierung mit Sterngewölbe, Orgel- und Sängerempore mit Kreuzgratgewölbe – wie eine längs ausgerichtete Hallenkirche.
Das Kircheninnere wird von der weitgehend erhaltenen neugotischen Ausstattung und der seit 2003 teilweise wieder hergestellten Innenausmalung des Berliner Kunstmalers August Oetken bestimmt, der auch die Fenster der Pauluskirche gestaltete.
Die Kanzel aus dunkel gebeiztem Eichenholz ist mit reichem Schnitzwerk versehen und ruht auf einem Sockel aus Sandstein. Der reliefierte Taufstein des Weimarer Bildhauers Rudolf Weber wurde 1954 im Altarraum aufgestellt.
Das bis 2003 in der Kirche befindliche mittelalterliche Kruzifix, eine Leihgabe der Kirche Wettin, ersetzt seit 2013 ein neu geschaffenes Bronzekruzifix der Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach aus Berlin.
Gemeinde
Zur Paulusgemeinde gehören ein Chor und ein Orchester, deren Leiter Kirchenmusikdirektor Andreas Mücksch ist. Sie gehören mit großen Auftritten etwa beim Kirchentag 2023 zu den renommiertesten freiwilligen Chören und Orchestern in Deutschland.
Die Kirchgemeinde hat einen eigenen Kindergarten.
Neue Orgel seit 2024
Das neue Instrument schuf die Orgelbauwerkstatt Kutter – Thüringer Orgelbau aus Friedrichroda. Finanziert wurde es aus Mitteln der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt sowie aus einer Vielzahl an Spenden.
Am 5. Mai 2024 spielte die US-amerikanische Jazzmusikerin Amina Claudine Myers das erste öffentliche Konzert auf der neuen Orgel.
Am 9. Juni 2024 wurde die neue Orgel der Pauluskirche geweiht. Zuvor gab es eine Festwoche mit verschiedenen Konzertveranstaltungen.
Das Instrument besticht durch eine Vielzahl an Spielhilfen wie Sonderkoppeln und durch die elektrischen Trakturen mögliche digitalen Effekten, Hochdruckregister und vielem mehr.
Das Pfeifenwerk steht auf Einzeltonladen, die Trakturen sind vollelektrisch; so können zusammen mit den virtuellen/digitalen Stimmen der 60 Grundregister mehr als 110 Register erklingen.
Koordinaten: 51° 29′ 44″ N, 11° 58′ 26″ O
https://de.wikipedia.org/wiki/Pauluskirche_(Halle)
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)
***
Persönliches Nachwort
Mit Deutschlands Grande Dame der Glocken, der verdienstvollen Margarete Schilling aus Apolda, begann es: Ihre Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz im Alter von 90 Jahren war am 26. Juni 2023 Thema meines ersten Beitrag an dieser Stelle.
Daraus erwuchsen im Laufe der Zeit Dutzende thematisch ähnliche und verwandte Beiträge – ein besonderer Schwerpunkt waren die 60 Porträt-Beiträge über Kirchengebäude, die in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR gesprengt worden waren.
Der Beitrag heute ist nun die Nummer 100. Ich freue mich über das Jubiläum!
Mein erstes Dankeschön geht an die Redaktion von „Glaube und Heimat“, die mit dem Angebot der Online-Veröffentlichung diese ehrenamtliche Beitrags-Serie ermöglicht hat!
Mein besonderer Dank gilt den zahlreichen Menschen, die Informationen erfasst, gesammelt und zusammen mit Fotos im Internet zur Verfügung gestellt haben: Der Inhalt der Beiträge beruht überwiegend auf deren Wikipedia-Wissen, dessen Nutzung dem grundlegenden Selbstverständnis dieses Online-Lexikons entspricht.
Ein wenig Statistik: Die sechs meistgelesenen Beiträge der Serie sind zum Zeitpunkt dieser Bilanz (Stand 12.4.2025) laut dem Online-Veröffentlichungssystem in dieser Reihenfolge (leider ohne absolute Angaben für die jeweiligen Beitrags-Abrufe – also ohne Klickzahlen):
• Bruce Springsteen 1988 in Ostberlin
• die All Saints Church Dresden
• die Kirche Großröhrsdorf nach der Brandstiftung
• Bundesverdienstkreuz für die Glocken-Expertin Margarete Schilling
• die gesprengte Paulinerkirche Leipzig und
• die Georgenkirche Berlin.
Anliegen meiner Beiträge ist gewesen, dem vielfältigen Themenspektrum auf meine-kirchenzeitung.de eine feine, kleine Facette hinzuzufügen. Insgesamt kommen die bisherigen 99 Beiträge auf 14.428 Klicks – das entspricht durchschnittlich 145 Klicks pro Beitrag. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass das Anliegen erfüllt worden sein könnte.
Mein sehr herzliches Dankeschön haben daher Sie verdient, liebe Leserin, lieber Leser! Mit Ihrem nachhaltigen Interesse haben Sie diese Serie begleitet – und damit ermöglicht.
Die Serie geht zu Ende – zumindest in ihrer bisherigen, nahezu allwöchentlichen Erscheinungsweise seit Juni 2023. Wahrscheinlich folgen hin und wieder neue Beiträge.
12. April 2025
Holger Zürch



Autor:Holger Zürch |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.