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NS-Gedenkstätten
Erinnerungskultur muss verteidigt werden

Schild am Eingangsbereich der Gedenkstätte "Roter Ochse" in Halle | Foto: epd-bild / Leonhardt Krause
  • Schild am Eingangsbereich der Gedenkstätte "Roter Ochse" in Halle
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Magdeburg (epd). In den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr wieder mehr Besucher gezählt worden. Die Gedenkstätten KZ Lichtenburg Prettin, Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen, die Gedenkstätten für die Opfer der NS-"Euthanasie" in Bernburg sowie für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge und die Gedenkstätte Roter Ochse in Halle kamen zusammen auf insgesamt 51.600 Besucher, wie der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Kai Langer, auf epd-Anfrage in Magdeburg mitteilte.

Im Vorjahr zogen diese fünf Gedenkstätten 50.000 Besucher an, im Jahr 2017 waren es 52.400 Menschen. Im Roten Ochsen werden allerdings nicht nur die NS-Zeit, sondern auch die Zeit der sowjetischen Besatzung und der SED-Diktatur thematisiert und die Besucherzahlen nicht gesondert erfasst. Die Statistik berücksichtigt neben den Besuchern vor Ort auch auswärtige Veranstaltungen der jeweiligen Gedenkstätten wie Wanderausstellungen. Auch bundesweit ist das Interesse an den NS-Gedenkstätten gestiegen.

Einen deutlichen Besucherzuwachs verzeichnete die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, die an die Häftlinge aus 23 Ländern in dem dortigen KZ-Außenlager erinnert. Sie mussten von April 1944 bis April 1945 ein 13 Kilometer langes Stollensystem in die Thekenberge bei Halberstadt treiben. Infolge der körperlichen Strapazen und der mangelhaften Ernährung starben innerhalb von nur zwölf Monaten nahezu 2.000 Häftlinge. Für diese Gedenkstätte interessierten sich im vergangenen Jahr 12.400 Menschen, 2.000 mehr als im Vorjahr.

Die Besucherzahl in der Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin blieb mit 3.900 Menschen annähernd konstant. Die Gedenkstätte erinnert an das im Juni 1933 von den Nationalsozialisten im Renaissanceschloss Lichtenburg in der Kleinstadt Prettin eröffnete KZ für männliche Gefangene. Nach dessen Auflösung im August 1937 diente das Schloss Lichtenburg bis Mai 1939 als Frauen-KZ, von September 1941 bis April 1945 als Außenlager des KZ Sachsenhausen.

Besonders viele Besucher aus dem ganzen Bundesland interessieren sich für die Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie" in Bernburg, wie Langer weiter mitteilte. Vor allem Schulklassen kämen häufig nach Bernburg, um sich die Gedenkstätte anzusehen und sich zu informieren. Registriert wurden 2019 insgesamt 15.000 Besucher, fast genau so viele wie im Vorjahr.

Antisemitische Vorfälle wie in größeren Gedenkstätten in anderen Bundesländern seien in Sachsen-Anhalt nicht registriert worden, sagte Langer. Allerdings würden Taten wie der antisemitische Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019 oder der jüngste Angriff auf das Büro des SPD-Bundesabgeordneten Karamba Diaby in Halle mit Sorgen zur Kenntnis genommen. Mit solchen Taten werde auch die Erinnerungskultur angegriffen, sagte Langer.

Die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, eine selbstständige staatliche Stiftung öffentlichen Rechts, betreut insgesamt sieben Gedenkstätten. Neben den NS-Gedenkstätten gehören noch die Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg und die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn dazu. Marienborn zählte im Jahr des Mauerfall-Jubiläums 137.800 Besucher.

Autor:

Katja Schmidtke

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