vor Ostern
Lätare 2024
Es geht auf Ostern zu. Ostern - das Freudenfest historisch bereits geschehener und gegenwärtig für die Zukunft erhoffter Auferstehung. Der gekreuzigte Christus überwand damals sein Leiden, die Folter, Tod, Grab und Schande. Wie konnte solches zugehen? Die Kirche behauptet, Gott habe den Gottessohn auferweckt. Und sie sagt auch, dass Christus bereits zeitlebens genau daran immer zu glauben versucht habe. Die Kirche bewirtschaftet diesen Zusammenhang von Hoffen und Sein bzw. genauer gesagt von Glauben und Auferstehung seit etwa 2.000 Jahren ... Denn genau das ist ihre vornehmliche Aufgabe.
Alle, die den Schriften und Berichten der christlichen Kirche glauben wollen und auf diese Weise irgendwie "getauft" sind, können nicht mehr verloren gehen. Das ist die Formulierung der Kirche im Anschluss an Markus 16,16. Und wie Recht sie damit hat ... Jährlich zurück kehrende Blumen und Knospen beweisen im Frühling zwar nicht, dass es auch für uns Menschen ein Totenauferstehen gibt, so wie Blüten und Knospen es uns ganz naiv nahe zu legen scheinen. Aber Blüten und Knospen sind einleuchtende Gleichnisse dafür, dass es nach den Katastrophen des Verfalls unserer privaten Biographien tatsächlich die Möglichkeit des Neuwerdens geben könnte. Und wenn es die M ö g l i c h k e i t dafür gibt, dann ist damit sehr viel gewonnen. Ähnlich, wie die Kraft erstorbene Blüten und Blätterwerk in Tulpenzwiebel und Baumstamm erhält, ist der einfältig fromme Glaube das, was uns durch Zeit und Tod tragen wird. Klingt das einfach oder kompliziert? Beides. Ist es nämlich auch - kompliziert einfach.
Wie wir auf den kommenden Frühling warten und uns inzwischen um unsere Gärten kümmern, wie wir sie von altem Laub befreien und den Boden lockern, so ist der Glaube jene Kraft, welche uns auf der Wolke ungenauen Wissens in die Zukunft trägt, damit das Ungenaue dort glückliche Erfahrung wird. Wir hegen und pflegen unsere Gärten und unser Glauben-Wollen mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen: Zweifel und Skepsis, Dichtung und Wahrheit, Logik und Musik. Gesang, Schönheit und Tun des Guten. Rede, Schweigen und Gebet.1)
Dass nun vor Ostern noch der Karfreitag stattfindet und der Berg Golgatha besucht werden muss - dieses bleibt wohl hier und da unausweichlich. Ohne Tod keine Auferstehung. Der Glaube der christlichen Kirche ging an der Brutalität der Wirklichkeit nie vorbei. Er sagt immer, wie das Ganze tatsächlich ist - und hofft, dass es besser wird. Ostern kommt ...
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1) Der Mensch liegt in größter Not!
Der Mensch liegt in größter Pein!
Je lieber möcht’ er im Himmel sein!
Ich kam auf einen breiten Weg -
Da kam ein Engelein und wollt mich abweisen
Ach nein! Ich ließ mich nicht abweisen!
Ach nein! Ich ließ mich nicht abweisen:
Ich bin von Gott, und will wieder zu Gott!
Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben
Wird leuchten mir bis in das ewig selig Leben!
(Gustav Mahler: Auferstehungssinfonie. Urlicht
Text aus DES KNABEN WUNDERHORN)
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