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Braunes Erbe der Kirche
Kirchenkampf in der NS-Zeit

Foto: LKAE, Johannes Röder

Die Tagung „Medien des Kirchenkampfes“ in der Tagungs- und Begegnungsstätte Zinzendorfhaus Neudietendorf widmet sich vom 16. bis 18. Juni neuen Perspektiven auf die innerprotestantische Auseinandersetzung während der NS-Diktatur. Zahlreiche renommierte Wissenschaftler und Experten aus ganz Deutschland widmen sich Themen rund um den Kirchenkampf sowie Auswirkungen auf Kirchenmusik, Kunstgut und Kirchenbau. In die Tagung integriert sind ein Empfang der Arbeitsgemeinschaft Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche sowie eine Konzertlesung zum Thema. An einer Podiumsdiskussion „Wie sollen wir mit dem kirchlichen NS-Erbe umgehen?“ nehmen Dr. Nora Andrea Schulze von der Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte in München, Bischof Dr. Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Prof. Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, teil.

„Der Kirchenkampf in der NS-Diktatur wurde auf verschiedenen Feldern geführt: Er lässt sich als innerkirchlicher Konflikt sowie als Abwehr staatlich-organisatorischer Gleichschaltungsversuche und ideologisch-nationalsozialistischer beziehungsweise neuheidnischer Angriffe beschreiben“, sagt Dr. Sebastian Kranich, Akademiedirektor und Vorsitzender des Vereins „Gesellschaft für Thüringische Kirchengeschichte“. Die prominenten Protagonisten und Hauptfronten seien gut erforscht. „Was aber ist mit den Kombattanten in der zweiten und dritten Reihe? Wie dachten und agierten sie? Neu zugänglich gemachte Kleinschriften erlauben erste Antworten darauf. Zudem gilt es, Architektur, Kunst, Lieder und Glocken als mediale Zeugnisse des Kirchenkampfes in den Blick zu nehmen. Denn gerade in dieser Form bleibt das braune Erbe für Kirche und Gesellschaft eine Herausforderung“, so Kranich.

Zum Programm gehören beispielsweise die Vorträge „Druckschriften der NS-Zeit als Herausforderung für kirchliche Archive und Bibliotheken“ von Dr. Mareike Rake, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche; „Von Judensau bis Naziglocken - Der Umgang der evangelischen Kirche mit ihrem toxischen Erbe“ von Arnd Henze, Reporter WDR-Investigativ; „Der Born der Kunst ist das Volkstum - Kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung und Deutsche Christen im Jahr 1933“ von Prof. Franziska Seils, Evangelische Hochschule für Kirchenmusik Halle; „Das Wort sie sollen lassen stahn … - Das Kirchenlied im Kirchenkampf“ von Dr. Matthias Biermann und „Kirchenbau als Element einer Appeasement-Politik“ von Prof. Eva-Maria Seng, Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe an der Universität Paderborn.

Tobias Schüfer, Regionalbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM), und Ullrich Grünhage, Abteilungsleiter Religions- und Weltanschauungsangelegenheiten in der Thüringer Staatskanzlei, sprechen über „Das ,braune Erbe‘ als Herausforderung für Kirche und Staat“, und Dr. Jochen Birkenmeier, Leiter des Lutherhauses Eisenach, stellt ein nicht realisiertes Ausstellungsprojekt des „Entjudungsinstituts“ vor.

Der Empfang der Arbeitsgemeinschaft Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche beginnt am 16. Juni um 20.45 Uhr.

Am Samstag um 19 Uhr ist eine Konzertlesung zum Tagebuch der Marie Begas (1883-1969) und weiteren Zeugnissen des Kirchenkampfes geplant. Für Musik sorgen Mike Segal (Saxofon) und Klaus Wegener (Bassklarinette).

Kooperationspartner für die Tagung sind die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, die Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche und die Gesellschaft für Thüringische Kirchengeschichte.

Zu den Referenten gehören unter anderem auch Dr. Christoph Thiele, Leiter der Rechtsabteilung des Kirchenamts der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD); Prof. Harry Oelke, Evangelische Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte und Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München; Prof. Christopher Spehr, Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der FSU Jena; Prof. Roland Rosenstock, Lehrstuhl für Praktische Theologie sowie Religions- und Medienpädagogik an der Universität Greifswald; Prof. Thomas Martin Schneider, Institut für Evangelische Theologie an der Universität Koblenz; Prof. Moritz Fischer, Professur für Formen der Weltchristenheit und Missionsgeschichte an der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie Hermannsburg, und Prof. Siegfried Hermle, Institut für Ev. Theologie der Universität zu Köln.

Weitere Informationen im Internet: www.ev-akademie-thueringen.de

Autor:

susanne sobko

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