Enthüllung einer Gedenktafel
Ökumenische Begegnung zum Gedenken an hingerichtete Täufer
Für die fünfjährige Ökumenische Aktion „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ wird im Jubiläumsjahr 2025 der Höhepunkt gefeiert. Dazu gehört das traditionelle Gedenken an sechs hingerichtete Täuferinnen und Täufer in Reinhardsbrunn bei Friedrichroda, das in diesem Jahr zweitägig unter dem Motto „500 Jahre Täuferbewegung - 500 Jahre Bauernkrieg“ geplant ist. Zum Auftakt wird am 18. Januar ein Gedenkstein am Hinrichtungsort Igelsteich aufgestellt. Am Nachmittag folgt das Reinhardsbrunner Gespräch zum Thema „Reformation und Revolution damals und heute“ mit Impulsen zum Bauernkrieg und zur Anwendung von Gewalt, das auch digital übertragen wird. Abends ist ein Konzert mit „Liedern von Krieg und Frieden, Bauern und Fürsten“ geplant. Abschluss des Gedenkwochenendes ist ein Ökumenischer Gottesdienst am 19. Januar in der Stadtkirche Waltershausen mit Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Es können auch einzelne Veranstaltungen besucht werden, die Übernachtung ist im Haus der Stille möglich. Anmeldung: https://www.mennoniten.de/reinhardsbrunn-25/.
„Reform oder Revolte? Vor 500 Jahren wurde den Bauern Freiheit und Mitbestimmung verweigert. Die Reformbestrebungen eskalierten zum Krieg. Vor 500 Jahren entstand auch die Täuferbewegung. Dürfen Christenmenschen Gewalt üben? Im Auftrag der Obrigkeit das Schwert führen? Ungerechte Obrigkeiten mit Gewalt stürzen? Damals und heute sind das aktuelle Fragen“, kommentiert Charlotte Weber, Referatsleiterin für Ökumene im Landeskirchenamt der EKM, das diesjährige Thema.
Das Gedenk-Wochenende beginnt am 18. Januar um 11 Uhr mit einem Mittagsimbiss im Informationszentrum Spiritueller Tourismus im Klosterpark Reinhardsbrunn. 12.15 Uhr startet der Pilgerweg zur Richtstätte am Igelsteich, wo ein Gedenkstein enthüllt wird. Um 13.30 Uhr ist das Gedenken an der Stele im Pilgerzentrum geplant. Am Nachmittag folgt das Reinhardsbrunner Gespräch „Reformation und Revolution damals und heute“ im „Haus der Stille“ (Bahnhofsstraße 70) und online per Zoom zum Thema mit Impulsen zu den Themen „Kloster Reinhardsbrunn im Bauernkrieg“ von Ute Däberitz (Geschichtsverein Waltershausen) sowie „Gewalt und Gewaltfreiheit in Reformation und Bauernbewegung“ von Wolfgang Krauß (Augsburg). Die Moderation übernimmt Charlotte Weber. Ab 19.30 Uhr ist eine öffentliche Abendveranstaltung mit dem Autor und Liedermacher Volker Gallé unter dem Motto „Lieder von Krieg und Frieden, Bauern und Fürsten“ geplant.
Den Abschluss des Gedenkwochenendes bildet ein Ökumenischer Gottesdienst am 19. Januar um 10 Uhr in der Stadtkirche Waltershausen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Thüringen. Die Predigt hält Landesbischof Friedrich Kramer.
Die Aktion „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ wird von Mennoniten, Baptisten und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) gemeinsam getragen.
Hintergrund: Die Täuferbewegung entstand parallel zur Reformation von Martin Luther und Huldrych Zwinglis. Die weit verbreitete Kritik an der Kindertaufe setzte ein Kreis früherer Schüler Zwinglis in die Praxis um. So kam es in Zürich Ende Januar 1525 zur ersten Glaubenstaufe an Erwachsenen. Die Bewegung fand auch in reformatorischen Kreisen Thüringens Anhänger. Sie traten für eine geschwisterliche Kirche ohne Hierarchie und Klerus ein und wurden von katholischer wie protestantischer Seite verfolgt. Aus der Täuferbewegung entstanden die Mennoniten, die wegen ihres Einsatzes für Gewaltfreiheit zu den historischen Friedenskirchen gezählt werden. Erst im 20. und 21. Jahrhundert kam es zu Dialogen, Versöhnung und ökumenischer Gemeinschaft.
Die Erinnerung an die Hinrichtung von vier Täuferinnen und zwei Täufern in Reinhardsbrunn am 18. Januar 1530 begann im Rahmen der lutherisch-mennonitischen Versöhnung im Jahr 2010 in Stuttgart. 2013 eröffnete die EKM gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen im Gedenken daran das Themenjahr „Reformation und Toleranz“. Dabei wurde im Klosterpark Reinhardsbrunn eine Stele mit den Namen der Hingerichteten enthüllt. Seitdem führt der Jahrestag der Hinrichtung zum ökumenischen Gedenken und Gespräch zusammen.
Die Ausstellung „Die Täufer in den Widersprüchen der Zeit“ informiert seit 2015 im „Informationszentrum Spiritueller Tourismus Reinhardsbrunn“ über die Täuferbewegung, deren Verfolgung sowie das heute versöhnte Miteinander. Das Zentrum fördert Pilgerwege, darunter den Versöhnungsweg zwischen Zella-Mehlis und Reinhardsbrunn. Träger des Zentrums ist der Verein „Kirche und Tourismus“.
Weitere Informationen im Internet: www.taeuferbewegung2025.de
Die Termine im Überblick:
18. Januar
11 Uhr, Mittagsimbiss, Ankommen im Pilgerzentrum (Reinhardsbrunn 5)
12.15 Uhr, Pilgerweg zur Richtstätte am Igelsteich, Enthüllung des Gedenksteins
13.30 Uhr, Gedenken an der Stele im Pilgerzentrum
16 Uhr, Reinhardsbrunner Gespräch „Reformation und Revolution damals und heute“ im „Haus der Stille“ (Bahnhofsstraße 70) und online per Zoom, Moderation: Charlotte Weber
1. Impuls: „Kloster Reinhardsbrunn im Bauernkrieg“ von Ute Däberitz, Geschichtsverein Waltershausen
2. Impuls: „Gewalt und Gewaltfreiheit in Reformation und Bauernbewegung“ von
Wolfgang Krauß, Augsburg
19.30 Uhr, „Lieder von Krieg und Frieden, Bauern und Fürsten“ mit Volker Gallé, Autor und Liedermacher
19. Januar
10 Uhr, Evangelische Kirche Waltershausen
Ökumenischer Gottesdienst zu 500 Jahre Täuferbewegung mit Predigt von Landesbischof Friedrich Kramer in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Thüringen
Autor:susanne sobko |
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