Anspruch und Wirklichkeit
Kommentar von Willi Wild
Für diese Form der Basis-Demokratie beneiden uns katholische Christen. Die evangelische Landessynode ist nicht nur das oberste Entscheidungsorgan der EKM. Besetzt mit Laien und hauptamtlichen Vertretern aus den Kirchenkreisen, ist sie auch ein Seismograf für die Stimmung in den Kirchengemeinden.
Dass sich die Themen, die die Gemeindeglieder derzeit bewegen, nicht oder nur am Rande in der Tagesordnung wiederfinden, ist dabei nicht der Synodenleitung anzulasten. Jedes Kirchenmitglied kann Anträge über die gewählten Vertreter einbringen. Angesichts der hohen Krankenstände und Vakanzen in den Kirchengemeinden, eines scheinbar geistlichen Notstandes in den ländlichen Regionen, erwartet man anderes. Die Ächtung von Kriegswaffen, die fleischfreie Versorgung bei den Tagungen oder das Wahlkampfthema »Ehe für alle« sind ehrenwerte Debatten-Themen. Aber sollte nicht sprichwörtlich die Kirche im Dorf bleiben?
In einem Antrag heißt es, die EKM möge zur »Kirche des gerechten Friedens« werden. Doch wie ist es um den innerkirchlichen Frieden bestellt? Eine Synodale beklagt, dass die Entscheidungsträger kaum Verständnis für das Anliegen der ländlichen Kirchenkreise aufbrächten. Es fehle ihrer Meinung nach am räumlichen, emotionalen oder persönlichen Bezug zum Pfarrland.
Die Lutherstadt Wittenberg ist gut gewählt als Ort für die Synodentagung im Reformationsjahr. Hier hat man schon vor 500 Jahren heftig debattiert und dem Volk aufs Maul geschaut. Auf das Ergebnis komme es an, so der Wunsch einer Synodalen 2017: »Ich erwarte von der Tagung Austausch, Gespräche und Impulse für die Arbeit in unserem Kirchenkreis und für unsere ganze Landeskirche.«
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