Auf’s Kreuz gelegt
Kommentar von Sabine Kuschel
Das lege ich Jesus auf’s Kreuz« – als vor etlichen Jahren eine junge Frau, die einer Freikirche angehört, sagte, sie lege grundsätzlich alle ihre Sorgen, die kleinen wie die großen, im Glauben, dass Jesus sie trägt, auf dessen Kreuz, dachte ich im ersten Moment: Sie macht es sich sehr einfach. Kurze Zeit später wurde ich bei einer Andacht in der Passionszeit eines Besseren belehrt.
In der Kapelle lag ein großes Kreuz und die Gäste waren aufgefordert, ihre Sorgen und Probleme »Jesus auf’s Kreuz zu legen«. Ich war durchaus skeptisch und zögerte zunächst. Schließlich beteiligte ich mich an dem Ritual, kniete nieder, legte die Stirn auf das Holz und vertraute im Gebet Jesu meine Sorgen an. Die Wirkung dieser Geste war verblüffend. Als ich mich wieder aufrichtete, hatte ich tatsächlich das untrügliche Gefühl, alles, was mich zuvor bedrückt hatte, war auf dem Holzkreuz zurückgeblieben.
Eine bemerkenswerte Erfahrung und ein Beweis, wie stark Rituale wirken können. Beten, religiöse Gesten und Handlungen wollen geübt sein. Katholiken sowie Christen in Freikirchen sind diesbezüglich geübter, weil für sie Rituale eine größere Rolle spielen als für uns Protestanten. Nicht zu Unrecht wird uns vorgehalten, zu »verkopft« zu sein. In jedem Fall lohnt es sich, einen Blick auf die Glaubenspraxis von Christen anderer Konfessionen zu werfen. Dass sie weniger Schwierigkeiten haben, auf andere Menschen zuzugehen, um von ihrem Glauben zu erzählen, und ansteckend wirken, betont auch das auf der Glaubenskonferenz »Mehr« in Augsburg verfasste Manifest Mission. Es geht auf die Notwendigkeit missionarischer Aktivitäten ein und fordert auf, den Glauben neu zu entdecken, ihn klar und mutig zu verkündigen.
Autor:Adrienne Uebbing |
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