Die Sonntagsfrage
Kommentar von Willi Wild
Es sind diesmal nicht die obersten kirchlichen Kreuzträger, die das Symbol der Christenheit fürs Foto abnehmen. Der Discounter Lidl lässt auf den Verpackungen seiner griechischen Spezialitäten die Kirchenkreuze der fotogenen Kulisse der Griecheninsel Santorin entfernen. Feta, Bifteki und Zaziki der Eigenmarke »Eridanous« zeigen zwar die Kuppeln der Kirchen, von denen es auf Santorin wohl 300 gibt, die Kreuze hat man wegretuschiert. »Eridanous« sieht griechisch aus und klingt auch so, ist es aber nicht. Im Englischen steht der Begriff für »erbärmlich« und das trifft auch auf die Erklärung des Konzerns zu. Das Unternehmen respektiere die religiöse Vielfalt, deshalb habe man bewusst das Design verändert. Für Lidl sei eine religiöse Parteinahme nicht relevant.
Fast wäre auch das sogenannte Kanzlerduell ohne Kirche ausgekommen, hätte nicht Sandra Maischberger etwas unvermittelt die Sonntagsfrage gestellt: »Waren Sie heute in der Kirche?« Unvorbereitet und fast wie ertappte Konfirmanden gestanden beide Kandidaten, im Gottesdienst gefehlt zu haben. Recht viel mehr kam dann nicht mehr zu Kirche und Christentum und wurde auch nicht abgefragt. Mit knapp 60 Prozent stellen die Christen in unserem Land die größte religiöse Gruppe. Und es scheint, als werde sie von Medien und Politik wenig wahr- und vor allem ernst genommen.
Deshalb ist es gut, dass in einigen Kirchengemeinden den Bundestagskandidaten auf den Zahn gefühlt wird, wie beim öffentlichen Podiumsgespräch der evangelischen Jakobsgemeinde in Köthen. In der nächsten Ausgabe der Kirchenzeitung konfrontieren wir Bewerber für den Bundestag mit Fragen, die uns Christen bewegen. Auf die Antworten bin ich gespannt.
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