In und aus Beziehungen leben
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Römer 8, Vers 14
Von Klaus Scholtissek, promovierter Theologe und Vorsitzender der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein
Als Glaubende, Hoffende und Liebende sind wir dazu berufen, als »Gottes Kinder« zu leben. Kinder leben elementar in und aus Beziehungen zu ihren Eltern, zu ihrer Familie (Geschwister, Großeltern, Verwandte) und Freunden. Dieses Lebensgesetz gilt für jeden Menschen – unabhängig von seiner Lebenssituation. Freilich vergessen wir das gerne: Wer vor Vitalität und Energie nur so sprüht, mag schnell glauben, dass ihm die ganze Welt zu Füßen liegt.
Wer sein gutes Recht auf Selbstbestimmung missversteht, landet unversehens im Drehen um sich selbst und macht sich selbst zum Nabel der Welt. Solcher Narzissmus macht krank. Paulus vertritt im Römerbrief ein einladendes Gegenbild: Christen sind berufen, als Kinder Gottes in einer großen Familie zu leben – gleichrangig und mit einem gemeinsamen Vater im Himmel (»Abba, lieber Vater!«; Römer 8,15). Zu den zwischenmenschlichen Beziehungen tritt also eine weitere Beziehung hinzu: die zu Gott. In und aus dieser Gottesbeziehung können und sollen Christen leben. Diese Beziehung braucht wie alle anderen auch Pflege, Vertrauen, spürbare Nähe, Schutz, Freude aneinander, Rituale.
Da wir Menschen einigermaßen schwach sind, sendet Gott uns einen Brückenbauer, der uns zu Hilfe kommen möchte: Gottes heiliger Geist stiftet Beziehungen zwischen Mensch und Mensch, zwischen Gott und Mensch. Er belebt und stärkt unsere Beziehungen. Er stellt uns an den richtigen Platz in der Gemeinschaft der Kinder Gottes. Er kann uns in heilsame Unruhe versetzen und manches Mal überrascht er uns auch.
An uns ist es, sich für Gottes Geist zu öffnen. An uns ist es, seine zarte Stimme aus den vielen Stimmen herauszuhören, seine Zeichen in der schieren Übermacht der Sinneseindrücke wahrzunehmen. Dafür gibt es einen besonderen Ort: das Gebet. Im Gebet öffne ich mich für Gott, seine Nähe, seinen Willen, seinen Trost und seine väterlich-
mütterliche Korrektur.
Autor:Adrienne Uebbing |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.