Kirche auf dem Weg
Kommentar von Willi Wild
Vor 100 Jahren endete das »landesherrliche Kirchenregiment«, das einst die protestantischen Fürsten in ihren Staatsgebieten installierten. Übrig geblieben ist ein Landeskirchentum mit 20 eigenständigen Einheiten unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Auf den Mitgliederschwund reagierte man mit Zusammenschlüssen. Anhalt hat bislang selbstbewusst widerstanden, ohne sich ökonomischen Überlegungen zu verschließen. So ist die Landeskirche Teil der Diakonie Mitteldeutschland im Verbund mit der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Was spräche also dagegen, auch eine landeskirchliche Verwaltungsgemeinschaft einzugehen. Die identitätsstiftende Komponente müsste dabei nicht aufgegeben werden. Vielleicht wäre es auch lohnend, über eine Landeskirche neuen Typs nachzudenken, ohne vorgegebene Strukturen. Das entspräche dem apostrophierten Laborcharakter der kleinen Kirche.
Die Herausforderungen, vor der die Landeskirche Anhalts steht, sind auch den größeren Landeskirchen nicht fremd. Die kleine Einheit könnte ein Modell sein. Das bedarf des Blickwechsels, weg von den Zahlen und Bilanzen, hin zu den Menschen. Das tut man in Anhalt bereits und ist damit auf einem guten Weg. Die Selbstständigkeit ist ein ehrenwertes Ziel, die bestmögliche Verkündigung des Evangeliums ein lohnenswertes.
Die Frage, ob die Landeskirche ohne Finanzausgleich leben könnte, ist hypothetisch. Ich glaube schon, denn Not macht erfinderisch. Das Land der Frühaufsteher, in dem Johann Sebastian Bach, der Ingenieur Hugo Junkers oder der Homöopath Samuel Hahnemann wirkten, könnte doch auch hier für eine Überraschung gut sein.
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