Erster Außentermin in Buchenwald
Kulturstaatsministerin setzt Zeichen
Die neue Kulturstaatsministerin des Bundes, Claudia Roth (Grüne), hat am zweiten Tag im Amt die Gedenkstätte Buchenwald besucht. In einem Pressestatement betonte sie, dass die Erinnerung an die NS-Diktatur auch in Zukunft bewahrt werden müsse.
Schon der Name lässt erschaudern: Blutstraße. So heißt die wesentliche Verbindungsstrecke zwischen Weimar und Buchenwald. 1938 bis 1939 durch Häftlinge des Arbeitslagers errichtet, ist sie bis heute für viele Besucher der KZ-Gedenkstätte der erste Eindruck und einer, der prägt.
Auch Claudia Roth, erst vor zwei Tagen in Berlin zur Kulturstaatsministerin ernannt, kommt über diese Straße. In der schwarzen Limousine mit dem "E" hinter der Kennzeichen-Nummer fährt die Grünen-Politikerin von der Bundeshauptstadt aus zur Gedenkstätte.
Roth, die eigentlich für Eloquenz und Frohsinn - in der ZDF-Heuteshow gehört sie fast zum Inventar - bekannt ist, wirkt an diesem kalten Winternachmittag auf dem Ettersberg ganz anders. Die sonst so bunten und auffälligen Kleider hat sie gegen einen eleganten aber schlichten beigen Mantel getauscht und auch sonst scheint sie eher nachdenklich. Thüringens Kulturminister, der auch Beauftragter für jüdisches Leben im Freistaat ist, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) nimmt sie in Empfang. Der stellvertretende Gedenkstätten-Direktor Philipp Neumann-Thein führt beide über das Gelände des ehemaligen Lagers, während die Journalisten und Fernsehteams vor dem Lagertor warten.
Es sei der Ministerin ein Anliegen gewesen, so heißt es, die Gedenkstätte in Ruhe und ungestört besuchen zu können. Dennoch scheint die Ruhe wenig ruhig zu sein. Gerade einmal eine Stunde steht für die Führung der beiden Spitzenpolitiker zur Verfügung, dann schon geht es zum presseöffentlichen Bildtermin. Dieser läuft wiederum in geordneten und für Thüringer Journalisten vor allem gewohnten Bahnen ab. An der großen Gedenktafel, sie wird beheizt und friert daher nicht ein, legen Hoff und Roth Kränze ab. Eine ganze Zeit lang verharren sie in Stille, der Minister scheint sich gar zu bekreuzigen. Dann erst erklärt Philipp Neumann-Thein, welche Bedeutung die Plakette hat.
Beim anschließenden Pressestatement bemerkt der Thüringer Minister die gute Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, wenn es um die Gedenkstättenkultur geht. Die neue Staatsministerin wirkt in ihren Aussagen etwas persönlicher. Sie verurteilt Angriffe auf Demokraten, wie sie sie auch - das sagt sie nicht und doch schwingt es im Subtext mit - schon selbst erleben musste, spricht von einer "demokratischen und kulturpolitischen Verantwortung", die von der Erinnerung ausgehe und macht vor allem eins: Sie setzt mit diesem ersten Besuch im Amt der Kulturstaatsministerin ein Zeichen.
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