Lammert: Gemeinsames Abendmahl ist überfällig
Ökumenisches Fest: Mit scharfer Kritik an den schleppenden Einheitsbemühungen der Kirchen hat sich Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu Wort gemeldet.
Von Benjamin Lassiwe
Bei einem »Ökumenischen Fest« in Bochum nannte er dieses Thema ein »auf Dauer gesetztes Ärgernis«. Nirgendwo sei Christen »der Himmel auf Erden näher als im von Christus selbst gestifteten Abendmahl, zu dem er einlädt und nicht die Kirchen«.
Lammert, der 2006 den weitgehend fruchtlos gebliebenen Aufruf »Ökumene jetzt« gestartet hatte, und schon damals das gemeinsame Abendmahl einforderte, redete sich während der Veranstaltung in Rage. »Wenn die Gründe, die seinerzeit zur Kirchenspaltung geführt haben, heute nicht mehr existieren – warum halten wir sie aufrecht?«
Der von den Kirchen oft benutzte Begriff der »versöhnten Verschiedenheit« sei für ihn eine »verdeckte Kapitulationserklärung«, die lediglich dem »Selbstbehauptungsbedürfnis« der Kirchen entspreche. Zugleich würdigte indes auch Lammert die »völlig neue Tonlage im Umgang der Konfessionen miteinander, die sich auf spektakuläre Weise von allen bisherigen Reformationsjubiläen unterscheidet«. Tatsächlich dürfte es im Reformationsjahr 2017 keinen Aspekt gegeben haben, der so erfolgreich war, wie die Ökumene zwischen den beiden großen Kirchen.
Doch auch das gemeinsame Abendmahl wurde im Verlauf des Jahres immer wieder angesprochen – etwa im Februar, beim Besuch einer Delegation des Rates der EKD bei Papst Franziskus, als der Papst selbst »intensivere theologische Dialoge« dazu anmahnte. Und auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte bei ihrer Frühjahrsvollversammlung angekündigt, sich weiter damit zu beschäftigen.
»Wir arbeiten daran«, sagte deren Vorsitzender, der Münchener Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, in Bochum. Er warnte aber auch vor »überzogenem Zeitdruck«. Neben den eher unerwarteten Äußerungen des Bundestagspräsidenten stand in Bochum indes das gemeinsame Auftreten der Christen in der Welt im Zentrum.
Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, forderte Protestanten wie Katholiken auf, »die in der Politik zu unterstützen, die an konkreten Schritten in die richtige Richtung arbeiten, anstatt die Politik pauschal abzukanzeln«. Marx erklärte, »das Haus der Erde ist ein gemeinsames Haus, und deswegen ist es nicht verrückt und töricht, sich dafür einzusetzen, dass dieses Bewusstsein weltweit wach bleibt«. Dafür habe man gemeinsam als Christen eine Verantwortung. Man dürfe nicht in die Eigeninteressen und Selbstbezogenheit früherer Zeiten zurückfallen. »Ich habe die große Sorge, dass manche in Gefahr sind, alte Schablonen der nationalen Interessen hervorzuholen, die den Frieden gefährden können.«
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