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Meine Kirche, deine Kirche?

Foto: Adrienne Uebbing

Kommentar von Katja Schmidtke

Unsere Landeskirche ist reich an Kirchgebäuden und an Menschen, die sich dafür einsetzen. Viele helfen mit, auch Kirchenferne, wenn »ihre« Kirche ein neues Dach braucht oder das Mauerwerk trockengelegt werden muss. »Jene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des Herrn bauen« (Sacharja 6,15). Wie schön. Und wie anstrengend.
Zu erleben gerade in Kemberg bei Wittenberg: Mit guter Absicht hat eine private Initiative die Nachmalung eines bei einem Brand zerstörten Cranach-Altars in Auftrag gegeben. Und lässt nun nicht locker, um das Werk dauerhaft in der Kirche zu zeigen. Was allen bisherigen Absprachen widerspricht.
Es geht in Kemberg längst nicht mehr um theologische Fragen, ob es nun gut sei oder nicht, einen kopierten Altar ins Zentrum des Gottesdienstes zu stellen, oder um den künstlerischen Wert der Nachbildung. Es geht nicht einmal um Glaubensfragen.
Es geht darum, wem die Kirchen »gehören«, wer wie mitentscheiden kann. Mein Geld, meine Kirche. Mein Glauben, meine Kirche. Und es geht um Heimat. Dieses diffuse Gefühl, das sich aus Geschichte, Erinnerungen, Begegnungen und eben jenen besonderen Orten speist, wie unsere Kirchen sie nun einmal sind. Dieses Kirchturmdenken, gerade bei Konfessionslosen und Atheisten, ist erstaunlich und bemerkenswert.
Die Kirchengemeinde in Kemberg nimmt dies ernst. Sie steht zu ihrem demokratisch gefassten Beschluss, die Altar-Kopie nicht aufzustellen. Andererseits geht sie auf die anderen zu, will helfen, einen Kompromiss zu finden. Im Gegenzug darf sie Verständnis dafür erwarten, dass Kirchen für Christen mehr sind als Gebäude. Abseits der Steine ist das unser Reichtum.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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