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Orientierungslos auf Station

Patientin mit elektronischer Sicherung. Um verwirrten Menschen Mobilität zu ermöglichen, sendet eine elektronische Schleuse beim Verlassen des Hauses Alarm an das Pflegepersonal. | Foto: epd-bild
  • Patientin mit elektronischer Sicherung. Um verwirrten Menschen Mobilität zu ermöglichen, sendet eine elektronische Schleuse beim Verlassen des Hauses Alarm an das Pflegepersonal.
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Demenzpatienten: Nur wenige Kliniken sind auf deren wachsende Zahl eingestellt

Von Claudia Rometsch

Die alte Dame war noch rüstig und sollte nur zur Abklärung einer Blutarmut ins Krankenhaus. Doch der Klinikaufenthalt wurde für sie und ihre Tochter zum Horrortrip. Denn Elisabeth Schmidt (Name geändert) leidet unter Alzheimer, ist vergesslich und orientierungslos. Mehrfach fand ihre Tochter sie barfuß in der Kälte im Krankenhausgarten. Die Folge: Damit sie nicht mehr wegläuft, fesselte das Pflegepersonal Elisabeth Schmidt ans Bett. Die Tochter war entsetzt: »Die Tür war zu, niemand hätte sie rufen hören! Sie lag einsam in ihrem Zimmer, hatte ständig große Angst und Unruhe.«
Solche Fälle seien keine Ausnahme, sagt Winfried Teschauer, Vorstandsmitglied der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Etwa 1,5 Millionen Demenzpatienten würden jedes Jahr stationär in deutschen Krankenhäusern behandelt. Doch die meisten Hospitäler seien auf die steigende Zahl von Patienten mit Demenz überhaupt nicht eingestellt, kritisiert Teschauer. »Diese Patienten stören im Krankenhaus das System«, beobachtet auch Christoph Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV). Der Verband startete im vergangenen Jahr ein Projekt, um die Einrichtung demenzsensibler Strukturen bei evangelischen Häusern zu unterstützen. Demenzkranke brauchten mehr Zeit, man müsse sie beruhigen und alles langsamer erklären, sagt Radbruch. Die organisatorischen Abläufe in den meisten Krankenhäusern ließen dafür aber keine Zeit.
Denn Demenzpatienten benötigten gerade zu den personell ausgedünnten Tageszeiten mehr Aufmerksamkeit, nämlich nachmittags und abends, weiß Jessica Llerandi Pulido, Leiterin des Patientenmanagements im Evangelischen Krankenhaus Mettmann in Nordrhein-Westfalen. »Das kann das Personal nicht schultern.«
In Mettmann richtete die Krankenhausleitung deshalb vor gut einem Jahr eine Station ein, auf der ausschließlich Demenzpatienten behandelt werden. Dort arbeitet nicht nur speziell geschultes Pflegepersonal. »Auch die Abläufe sind anders«, erklärt Llerandi.
Gerade zur Nachmittags- und Abendzeit werden die Patienten besonders gut betreut. Dazu setzt das Krankenhaus Seniorenalltagsbegleiterinnen ein, die zum Beispiel mit den Patienten spielen oder mit ihnen im Park spazieren gehen.
Oft sind Demenzpatienten damit überfordert, alleine zu essen. Auf der Demenzstation in Mettmann gibt es deshalb einen gemeinsamen Mittagstisch mit Betreuung. Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden sorgen außerdem dafür, dass die Mobilität der Patienten erhalten bleibt oder sich sogar verbessert.
Diese besondere Versorgung der Demenzpatienten sei natürlich auch teurer, sagt Llerandi. Der DEKV-Vorsitzende Radbruch sieht hier die Politik in der Pflicht. »Wir fordern vom Bund eine Anschubfinanzierung von 600 Millionen Euro für die Einrichtung demenzsensibler Strukturen in Krankenhäusern.« Von dem Geld sollten bauliche Veränderungen und Schulungen des Personals bezahlt werden. Außerdem müssten die Krankenkassen Zusatzentgelte für Demenzpatienten zahlen.
Winfried Teschauer von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sieht das etwas anders. »Ich bin etwas unglücklich mit dem Argument, dass mehr Geld nötig sei.« Zwar sei der Ruf nach mehr finanzieller Unterstützung in Teilen richtig. »Aber die Änderung der Haltung ist wichtiger als große Summen.« Denn bereits mit relativ überschaubaren Kosten könnten die Krankenhäuser schon jetzt entscheidende Verbesserungen erreichen. (epd)

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