Freitags vor 1
Und führe mich nicht in Versuchung
Heute ist es endlich so weit: Der Tag, auf den Technikfans jedes Jahr warten, ist angebrochen. Und inzwischen geht es beim Black Friday längst nicht mehr nur um Technik. Mode, Parfüms, Reinigungsutensilien - am Black Friday ist alles viel billiger; meint man zumindest.
Schon seit Tagen versprechen uns insbesondere Onlinehändler satte Rabatte und ködern uns mit Angeboten von mehr als 40 Prozent Ersparnis auf den UVP. Dass dieses Angebot am Freitag nach dem Thanksgiving-Fest funktioniert, ist kein Zufall. Denn kaum ist das amerikanische Erntedankfest vorbei, stehen mit Weihnachten und Chanukka schon die nächsten Feierlichkeiten ins Haus. Und dass dieser Black Friday in 2022 ausgerechnet in die erste Adventsswoche, also direkt am Wochenende nach dem Ewigkeitssonntag, fällt, ist ein glücklicher Zufall.
Doch wie glücklich ist dieser Zufall eigentlich? Wie glücklich kann Konsum Menschen machen - insbesondere in einer Zeit, da die bevorstehende Heizkostenabrechnung für viele Menschen durchaus zu psychischen Schmerzen führen kann und in der die Inflation auf zweistellige Prozentwerte steigt?
Eine aktuelle Umfrage des Digitalverbandes Bitkom unter Internetnutzern verrät, dass rund 2/3 der Menschen sich inzwischen stärker überlegen, was und wofür sie bezahlen. Eine Umfrage des Instituts Yougov verriet wiederum, dass der stationäre Handel sogar noch stärker in der Zahl der Einkaufenden zurückstecken muss. "Die Deutschen shoppen viel im stationären Handel – aber nicht gerne", heißt es dazu in der Lebensmittelzeitung, einem Fachblatt der Einzelhandelsbranche.
Wenn wir an dieser Stelle nun aber einmal einen Schritt zurückgehen und uns auf die christliche Tradition berufen, lässt sich schnell feststellen, dass Black Friday und Advent eigentlich so gar nicht zusammenpassen. Die Zeit des Wartens auf die Ankunft Christi, eben jene vier Wochen zwischen dem Ewigkeitssonntag und dem Heiligen Abend, sind von Alters her eine Fastenzeit, die eben nur durch die festlichen Adventssonntage und deren Festessen unterbrochen werden soll. Dass dies schon lange nicht mehr so ist, ist zweifelsohne nicht allein Verdienst der fortschreitenden Säkularisierung, sondern insbesondere des Kapitalismus.
Überall soll es in diesen Tagen nach Plätzchen, Glühwein und Zimt duften. Restaurants sind bis Jahresende durch Weihnachtsfeiern ausgebucht und Superdupersonderangebote stimmen uns auf den vorweihnachtlichen Kaufrausch ein. Und das gern auch mal in absoluter Perversion, so wie zum verkaufsoffenen Sonntag am 4. Advent in Erfurt. Wieso sollten all jene, die im Einzelhandel arbeiten, auch diesen Tag im Kreise der Familie verbringen müssen, wenn der Rubel - oh, das sagt man sicher nicht mehr - also der Euro ja rollen soll?
Und am Ende ist das alles doch nur noch eins: Eine Frage der Versuchung.
Christenmenschen überall beten in ihrem Vaterunser darum, gar nicht erst hineingeführt zu werden, in diese Versuchung. Die Adventszeit, der Black Friday und viele andere Angebote tun es dennoch. Sie verleiten uns zum Geldausgeben und versprechen uns Glück durch Konsum. Wie trügerisch und kurzweilig dieses Glück sein kann, könnte sich aber mit der nächsten Heizkostenabrechnung oder dem Blick auf den Geldwert zeigen, denn dann wünscht sich manch einer, er hätte öfter das Vaterunser gebetet.
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Nutzen Sie gern das Wochenende, schauen Sie rein, lassen Sie sich zumindest durch uns mal kurz in Versuchung führen und vor allem: Gute Lektüre - im Best-of und natürlich auch in der Nummer 48 Ihrer Kirchenzeitung.
Unsere Themen
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