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Verzweifelter Gute-Laune-Ton

Bilanz der EKD: Reformationsjubiläum wird deutlich teurer

Von Benjamin Lassiwe

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) war es ein teures Vergnügen: Weil die Welt­ausstellung zum Reformationsjubiläum in Wittenberg und die Kirchentage auf dem Weg in einigen Städten Mitteldeutschlands im Sommer so schlecht besucht waren, und es aus Angst vor Terror höhere Sicherheitsauflagen gab, muss die EKD nun bis zu 12 Millionen Euro mehr für den Trägerverein des Reformationsjubiläums bereitstellen. Ursprünglich waren Kosten von 30 Millionen Euro angesetzt, im Extremfall könnte das Jahr 2017 also fast um die Hälfte teurer werden als erwartet.
Wie das EKD-Ratsmitglied Andreas Barner auf der Synode in Bonn erklärte, sei im Jahr 2017 ein erhöhter Zuschussbedarf in Höhe von 6,5 Millionen Euro entstanden. Für weitere, derzeit noch nicht absehbare Kosten wird zusätzlich ein Puffer von 3,5 Millionen Euro in den Haushaltsplan aufgenommen. Für die Abwicklung des Trägervereins 2018 sind zudem zwei Millionen Euro im Haushaltsplan vorgesehen, letztere allerdings waren längerfristig geplant. Erfreulich entwickeln sich dagegen die Kirchensteuereinnahmen – sie stiegen 2016 um 1,65 Prozent. Insgesamt wird der EKD-Haushalt 2018 ein Volumen von 217,9 Millionen Euro um-
fassen.
Das Kirchenparlament hat sich auch mit der inhaltlichen Auswertung des Jubiläums beschäftigt. Dabei sprach sich etwa der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack dafür aus, Gottesdienste künftig kürzer zu feiern. »Kein Gottesdienst länger als 50 oder 60 Minuten«, sagte Pollack. »Dass Menschen wegbleiben, hat zwar auch damit zu tun, dass sie etwa mit der Art der Predigt unzufrieden sind, aber vor allem, dass sie am Sonntagvormittag schlichtweg anderes zu tun haben, das ihnen wichtiger ist.« Man erleichtere es Menschen, am Gottesdienst teilzunehmen, wenn er kürzer sei. Pollack berichtete auch von einem Gottesdienst in seiner eigenen Gemeinde: »Wenn das Orgelvorspiel schon verunglückt, dann tritt der Flötenkreis auf, das Gesinge hört nicht auf, die Jugendlichen machen ein Anspiel …«
Pollack betonte, dass die Kirche ihr Geld am Besten in die Kinder- und Jugendarbeit investieren sollte. Dies diene der religiösen Sozialisation der Menschen. »Die Verbreitung des Evangeliums an alles Volk mag theologisch geboten sein«, so Pollack. »Unter zweckrationalen Gesichtspunkten ist es effektiver, sich vor allem um diejenigen zu kümmern, die in der Kirche sind, genauer, noch in der Kirche sind und an ihrem Rande stehen.«
Die Bonner Journalistin Christiane Florin beklagte, im Reformationsjahr 2017 habe es aus Sicht der Theologin zu oft eine »Ökumene der Belanglosigkeit, eine Mischung aus Scheinriesentum und Selbstverzwergung« gegeben. »Toleranz, miteinander reden, irgendwas gegen die AfD und für das Grundgesetz – das passt immer«, sagte Florin. »Das ist so anschlussfähig wie ein Playmobil-Luther, der mit ein paar Kunstgriffen in einen Astronauten, einen Lokführer oder eine Krankenschwester verwandelt werden kann.«
Derzeit würden Bischöfe kritische Fragen ihrer eigenen Basis »als Kulturpessimismus weglächeln«. »Ein verzweifelter Gute-Laune-Ton macht sich breit«, sagte Florin. Bisher lasse sich über vieles noch leicht hinwegsehen: »Die Reste der Volkskirche tun sich mit den Resten der Volksparteien zusammen, das macht immer noch was her.«

Autor:

Adrienne Uebbing

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