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Auf der Suche nach Gott

Suchen, um zu finden: Nicht nur junge 
Menschen nutzen das Internet, um Antworten auf Glaubensfragen zu bekommen. | Foto: AboutLife – stock.adobe.com
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    Menschen nutzen das Internet, um Antworten auf Glaubensfragen zu bekommen.
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Abonnenten aus aller Welt: Michael und Judith Schalter betreuen auf Facebook das »Projekt Glaubensfragen«.

Von Florian Riesterer

Woher kann ich wissen, dass es Gott überhaupt gibt? Und wie betet man richtig? Grundsätzliche und ganz praktische Fragen zum Glauben finden sich auf der Plattform »Projekt Glaubensfragen« im Internet. Die Antworten darauf liefern die Nutzer der Plattform selbst. Mehr als 171.000 Menschen haben den Facebook-Auftritt unter www.facebook.com/Projekt.Glaubensfragen abonniert. Hinter dem 2011 gestarteten Projekt stehen Michael und Judith Schalter aus Meckenheim.
2010 hatte der Evangeliums-Rundfunk ERF das Angebot »Nikodemus.net« beendet. »Das fanden wir schade«, sagt Schalter. Schließlich waren dort mehr als 700 frei abrufbare Fragen und Antworten zum christlichen Glauben zu finden. So kam die Idee auf, eine eigene Facebook-Seite mit dem Schwerpunkt Glaubensfragen online zu stellen.
Kindertaufe, der Sinn des Lebens, die Frage nach Verhütung, Nahtoderfahrungen, Kirchenbesuch oder Theodizee: Breit gefächert sind die mehr als 100 Fragen, die von Nutzern gestellt und von Schalters anonymisiert eingepflegt wurden. Rund 15 bis 30 Kommentare finden sich im Schnitt dazu.
Die größte Gruppe der Leser sei unter 24 Jahre alt, erklärt Schalter. Das sei sicher auch durch das Medium Internet bedingt. Allerdings sei bei Kommentaren und Beiträgen auch die Gruppe der 25- bis über 65-Jährigen stark vertreten. Beim Lesen der Kommentare wird klar, dass die Nutzer aus der ganzen Welt stammen. Auch deshalb sind mehr als die Hälfte der Beiträge in Englisch verfasst. Dazu gehören Bilder, Texte und Videos, die Schalters einstellen, wenn über längere Zeit keine neuen Glaubensfragen eingesendet werden.
»Wir haben uns überlegt, wie wir Menschen mit dem Evangelium in Ländern erreichen können, in denen Mission großteils verboten ist«, sagt Schalter. So sei es beispielsweise nicht erlaubt nach Saudi-Arabien eine Bibel einzuführen. Jeder siebte Einwohner habe aber einen Facebook-Account. »Deshalb haben wir in Saudi-Arabien und anderen streng muslimisch geprägten Ländern gezielt Facebook-Kampagnen durchgeführt, um ›unerreichbare‹ Menschen mit der Frohen Botschaft von Jesus Christus zu konfrontieren«, sagt Schalter. Das sei auch durch Spenden von Freunden und Abonnenten der Facebook-Seite möglich geworden. Inzwischen hat die Facebook-Seite mehr Abonnenten aus Saudi-Arabien als aus der Schweiz, erklären die Webseiten-Betreiber.
Ein- bis zweimal die Woche posten Judith und Michael Schalter ganz spontan, bringen sich auch selbst immer wieder in Diskussionen ein. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil der Familiencomputer im Esszimmer steht. Die Moderation läuft so im Alltagsgeschehen mit. Allerdings veröffentlichen beide nicht jede Glaubensfrage, die sie erreicht. »Entweder beantworten wir diese dann in einer persönlichen Nachricht oder wir verweisen auf weitere Angebote im Netz«, sagt Michael Schalter. »Uns ist es wichtig, dass die Fragen den Fragesteller persönlich bewegen oder betreffen«, nennt er ein entscheidendes Auswahl-Kriterium. Würden Antworten bei allgemeinen theologischen Streitfragen schon in der Frage vorweggenommen, verwiesen sie auf entsprechende Foren im Netz.
Eine Ausnahme bilden sogenannte Brennpunktthemen auf der Seite – wie geteilte Zeitungsartikel oder aktuelle Themen. Hier können und sollen sogar kontroverse Standpunkte diskutiert werden. So entbrannte etwa auf die vom Papst ins Spiel gebrachte Neufassung des Vaterunsers im Dezember eine lebhafte Diskussion. Mehr als
90 Nutzer teilten das Thema, mehr als 200 stellten einen Kommentar dazu.
Die Nutzer sprechen auf der Seite aber auch über ihre persönlichen Sorgen und Zweifel mit ihrem Glauben. So schreibt eine Frau: »Mir wäre es lieber, er (Gott) würde wenigstens einen kleinen Teil der Verantwortung und Sorgen beseitigen. Ich schaffe es allein einfach nicht mehr.«
Was Judith und Michael Schalter auf ihrer Facebook-Seite beobachtet haben, ist, dass sich junge Menschen nicht mehr so sehr für eine Konfessions- oder Religionszugehörigkeit interessieren. Vielmehr wollten diese ihren Glauben individuell leben. »Die Fragen nach Gott sind da, aber es werden von den beiden großen Kirchen offensichtlich kaum Antworten darauf erwartet«, sagt Michael Schalter. »Es besteht in vielen Kommentaren eine Unsicherheit, ob der Pfarrer eigentlich auch glaubt, was er sagt.« Oft werde dabei der Wunsch nach einer authentischen Gotteserfahrung und Beziehung sichtbar.
Schalters gehen auf diese Glaubensvorstellungen insofern ein, dass sie den überkonfessionellen Charakter der Facebook-Seite konsequent verfolgen. »Allerdings haben wir im Impressum stehen, dass wir Mitglieder der evangelischen Kirche sind.« Auf der anderen Seite gehe es nicht darum, den unzähligen Glaubensgemeinschaften, die im Netz unterwegs sind, eine Plattform zu bieten, führt Schalter weiter aus. Vielmehr stehe die individuelle Erfahrung des einzelnen Gläubigen mit Gott im Vordergrund.
Bei allem Engagement für die Facebook-Seite tauchen Judith und Michael Schalter allerdings nicht völlig in die Netzwelt ab. »Uns ist natürlich auch bewusst, dass oftmals das Internet, der Hort allen Wissens und allen Wahns, als Steinbruch für den Bau der eigenen Patchwork-Religion gebraucht wird«, sagt Michael Schalter. »Es wird nur verwendet, was mich in meiner eigenen Meinung und meinem eigenen Weltbild bestärkt.«
Aus diesem Grund sei es ihnen wichtig, einer Gemeinde mit Menschen als Gegenüber anzugehören, erklären beide. Entscheidend sei, dass dabei auch eigene Standpunkte hinterfragt werden und Gemeinschaft konkret und spürbar gelebt werde. Auch deshalb fühlen sich beide ihrer Kirchengemeinde sehr verbunden.

Autor:

Online-Redaktion

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