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Diakone im Dialog

Foto: Mirjam Petermann
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Falk-Schüler unter sich: Verena Armstroff (39) und Jörg Rumpf (47) sind gelernte Erzieher mit Diakonenausbildung. Beide wohnen mit ihren Familien in Eisenach. Während Verena Armstroff seit 2009 die evangelische Kindertagesstätte in Herda leitet, arbeitet Jörg Rumpf seit über 20 Jahren als Jugenddiakon in der Kirchengemeinde Eisenach.
Beide trafen sich zu einem Gespräch mit Mirjam Petermann über die Ausbildung, ihren Beruf und die Mitgliedschaft in einer diakonischen Gemeinschaft.

Wie kam es, dass Sie sich für die Ausbildung zum Diakon entschieden haben?
Armstroff:
Ich habe die Erzieherin-
Ausbildung an der Falk-Schule gemacht und dort den Diakonen-Kurs kennengelernt, der für die Andachten verantwortlich war. Ich wurde neugierig und
habe mich über die Ausbildung informiert.
Rumpf: Nach dem Abitur hat man ja verschiedene Vorstellungen, was man gerne werden möchte. Ich hatte Chemie, Philosophie und Theologie im Blick. Mit Theologie hatte ich aber vorher nicht viel am Hut. Ich war nicht getauft und habe mir dann gesagt, du kannst nicht gleich von null auf hundert, sondern du musst irgendwas vorschalten, um da reinzukommen. Dann habe ich im Falk-Haus einen Termin gemacht.

Die Ausbildung im Falk-Haus gestaltete sich zu der Zeit schwierig. Durch die Wiedervereinigung war alles im Umbruch. Wie ging es für Sie weiter?
Rumpf:
Ich bin für ein Freiwilliges Jahr im diakonischen Dienst nach Bad Blankenburg in ein Heim für mehrfach Schwerstbehinderte gegangen. Danach konnte das Falk-Haus immer noch nicht ausbilden. So ist ein Teil von uns in die zweijährige Erzieherausbildung nach Schwalmstadt-Treysa in Hessen gegangen; für die Grundausbildung Diakon ging es danach ein Jahr nach Eisenach. Damit waren wir 1993 der erste Kurs nach der Wende.

Was war für Sie das Besondere an der Diakonen-Ausbildung?
Armstroff:
Ich finde, sie hat per se ganz viele Inhalte, die auch in der Pädagogik eine große Rolle spielen, wie Wertschätzung, Partizipation oder Empathie. Das sind Punkte, auf die ganz besonders Wert gelegt wurde, weil es die Arbeit mit Menschen betrifft.

Würden Sie als Leiterin einer Kindertagesstätte sagen, Sie arbeiten als Diakonin?
Armstroff:
Das Erste, was mir einfällt, wäre schon Kindheitspädagogin und Leiterin Kindertagesstätte. Aber wie das üblich ist, stellen wir uns im Eingangsbereich vor. Da war es mir wichtig, das »Diakonin« auch zu benennen. Ich hatte schon die eine oder andere Nachfrage, was das überhaupt sei. Dann habe ich das sehr gerne erzählt, weil mir das wichtig ist. Ich bin zwar nicht in erster Linie als Diakonin angestellt, aber wir sind eine evangelische Tagesstätte. Uns ist wichtig, dass die Eltern wissen, was wir in der Einrichtung leben, welche Werte dahinterstecken.

Herr Rumpf, wie erklären Sie Menschen, die mit Ihrer Berufsbezeichnung nichts anzufangen wissen, Ihren Job?
Rumpf:
Ich sage dann, ich bin kirchlicher Sozialarbeiter. Das verstehen die Leute, darunter können sie sich etwas vorstellen. Sozialarbeit, die kirchlich unterlegt ist – für mich ist es das.
Armstroff: Das, finde ich, ist eine total tolle Umschreibung.

Wie sieht diese kirchlich unterlegte Sozialarbeit konkret aus?
Rumpf:
Meine Arbeit beginnt mit den Vorkonfirmanden und geht bis zu den Jugendlichen. Ich habe keine festen Sprechzeiten, aber wenn ich aus der jungen Gemeinde rausgehe, dann bleibt immer mal einer stehen und dann redet man nochmal miteinander. Diese Seelsorge zwischen Tür und Angel ist eines der »Kerngeschäfte«.

Machen Sie damit das Gleiche wie ein Gemeindepädagoge?
Rumpf:
Wenn im kirchlichen Rahmen gesagt wird, »ihr seid ja jetzt gemeindepädagogische Mitarbeiter«, dann sage ich trotzdem: »Ich bin Diakon.« Weil das meine Berufsbezeichnung ist. Wir haben etwas ganz anderes gelernt als die Gemeindepädagogen. Ich bin das zwar auch ein Stück weit, aber unsere Berufsbezeichnung ist Diakon, und da bestehe ich drauf.

Warum ist es für Sie so wichtig, Diakon genannt zu werden?
Rumpf:
Das hat etwas mit der Zeit, mit der Erzieherausbildung und ganz viel mit dieser Gemeinschaft zu tun, in der ich bin. Da habe ich immer wieder erfahren und erfahre ich, dass sie wie eine Ersatzfamilie ist. Wenn Kirche uns als Diakone lange Zeit stiefmütterlich behandelt hat, hat sie uns trotzdem durchgetragen. Das war wichtig. Ich denke, wenn nicht einige von uns gekämpft hätten, wäre es lange nicht so geworden, wie es jetzt ist. Für das Diakonengesetz haben wir lange gestritten.

Hat sich mit dem neuen Gesetz für Sie etwas geändert?
Rumpf:
Jetzt habe ich das Gefühl, wir werden von der Kirche wieder wertgeschätzt.

Gibt es Ihrerseits auch Kritikpunkte am neuen Gesetz?
Rumpf:
Man muss ja nun in einer Gemeinschaft sein, um sich Diakon nennen zu dürfen. Das hat ein bisschen was von Zwang. Ich weiß nicht, ob das wirklich gut ist.

Nach der Diakonen-Ausbildung wurden Sie zum »Schnuppern« in den Hauptkonvent eingeladen.Warum sind Sie damals schon, und ohne Zwang, in der Gemeinschaft Mitglied geworden?
Rumpf: Das lag einfach an der Atmosphäre. Da saßen Ältere, und kleine Kinder hüpften herum. Dieses Wuseln und Miteinanderleben hat mich total beeindruckt. Deswegen bin ich auch dabeigeblieben. Ich genieße das jedes Mal und ärgere mich, wenn ich nicht zum Hauptkonvent fahren kann.

Frau Armstroff, Sie sind nicht mehr Mitglied der Brüder-und Schwesternschaft Johannes Falk? Warum nicht?
Armstroff:
Die meisten unseres Kurses haben gleich gesagt, wir wohnen nicht hier vor Ort, wir gucken uns bei uns um. Ich bin erst einmal in die Gemeinschaft eingetreten und habe dann gemerkt, dass mir, wahrscheinlich auch zeitlich bedingt, einfach der Bezug gefehlt hat. Mir ist es wichtig, wenn ich irgendwo dabei bin, dann möchte ich mich auch aktiv einbringen. Mir hat die Nähe gefehlt, die für mich wichtig ist, wenn man sich einer Gemeinschaft zugehörig zählt.

Würden Sie die Ausbildung und den Beruf des Diakons weiterempfehlen?
Rumpf:
Grundsätzlich denke ich, es ist eine Berufsbezeichnung und eine Ausbildung, die auch Chancen am großen Markt hat. Ob ich es wieder hier in Eisenach, jetzt in einer Teilzeit-Ausbildung, machen würde, weiß ich nicht. Mit der Aufwertung, die es durch das neue Diakonengesetz gegeben hat, hat der Beruf noch einmal an Attraktivität gewonnen.
Armstroff: Ich sehe es bei uns im ländlichen Raum, wo die Kirchgemeinden zusammengelegt werden und die Zeit fehlt, da müssten junge Leute da sein, die die Kinder- und Jugendarbeit stärker auffangen würden. Darin sehe ich eine große Chance des Berufs. Ich möchte die Zeit der Diakonen-Ausbildung einfach nicht missen. Es hat auch einen Teil Biografiearbeit für mich gehabt, wo man sich selber erdet.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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