Und verloren gegangen ihr aufrechter Gand
HINTERHER
Hamburg, Kirchentag, 17.06. 1995,
an die 25.000 Motorräder, Roller, Gespanne,
vom Fischmarkt kommend, vom Biker-Gottesdienst,
fahren durch die Stadt.
Eines der Bonbons des Kirchentages, viele Zuschauer
trotz mäßigen Wetters mit einigem Stolz, manche
winken, jubeln, hupen. Was in Hamburg alles so
auf die Beine kommt! Anderthalb Stunden lang.
Ich frage mich hinterher, wie lange wohl jene Kinder
gebraucht hätten, -die braunen Unbrüder haben sie auf
dem Gewissen-, an die eine Million Kinder: schleppend,
schlurfend, hohlwangig, fragenden Auges, angetrieben
auf ihrem Weg in den Tod? Wie lange hätten sie wohl
gebraucht? An die eine Million Kinder?
Und
verloren gegangen ihr aufrechter Gang, ihr kindliches
Vertrauen. Keine Welle von Mitgefühl und Sympathie,
keine innere Nähe oder Begleitung, es sei denn die von
Trampelschritt und grobem Tritt, wartend auf eine
Möglichkeit zuzuschlagen, hinzutreten und sich ein
Späßchen zu machen für die Runde der Prahlfritze
am Abend...
Autor:Martin Steiger |
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