Zwischenruf
Sieben erwartbare Folgen der Cannabis-Legalisierung
Die Ziele des durch das Bundeskabinett beschlossenen Cannabisgesetzes sind allseits bekannt: abnehmender Schwarzmarkt, weniger Kriminalität, entstigmatisierte Konsumenten, weniger verunreinigtes Cannabis, mehr Gesundheitsschutz, entlastete Polizeibeamte, wirkungsvolle Sozialarbeit. Doch welche Folgen und „Nichtfolgen“ sind tatsächlich erwartbar?
Von Jürgen Naundorff
Erstens: Der Cannabiskonsum wird in Deutschland signifikant steigen. Ein Jahrzehnt Legalisierung in Kanada und in US-Bundesstaaten zeigen, dass der Cannabiskonsum gestiegen ist, insbesondere der intensivere Konsum.
Zweitens: Der Gesundheitsschutz wird nicht zunehmen, sondern abnehmen. Es wird spürbar mehr cannabisbedingte Verkehrsunfälle, Todesfälle, Besuche in Notaufnahmen und Krankenhausaufenthalte geben. Versehentliche Vergiftungen bei Kindern werden zunehmen. Kanadische Behörden berichteten kürzlich, dass Cannabis inzwischen die häufigste Ursache für substanzbedingte Krankenhausaufenthalte bei jungen Menschen ist – häufiger als Alkohol.
Drittens: Der legale Cannabismarkt wird rasch kommerzialisiert werden. Neue Produkte werden auftauchen, die neue Konsumentengruppen ansprechen, darunter THC-haltige Bonbons und Süßigkeiten. Eine milliardenschwere Cannabisindustrie wird in ihrer politischen und wirtschaftlichen Kraft gestärkt. Mehrere der großen US-amerikanischen und kanadischen Unternehmen sind bereits auf den aufstrebenden europäischen Cannabismärkten aktiv.
Viertens: Der Schwarzmarkt wird nicht zurückgedrängt werden. Es ist jenen Staaten, die Cannabis bereits legalisiert haben, nicht gelungen, den Schwarzmarkt wirksam zu bekämpfen. Stattdessen wird Cannabis aus legalem Anbau mit giftigen Beimengungen auf dem Schwarzmarkt zu attraktiveren Preisen verkauft. Deutschland wird zur Drehscheibe des illegalen europäischen Cannabishandels. Der europäische Binnenmarkt macht`s möglich.
Fünftens: Das Erkrankungsrisiko wird steigen. Wissenschaftliche Studien werden immer mehr langfristige Folgen des Cannabiskonsums und der Legalisierung offenbaren. In den vergangenen Jahren wurde bei zunehmend mehr Menschen das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom sowie eine Epidemie schwerer Lungenerkrankungen beobachtet. Beides wird mit dem Dampfen von THC in Verbindung gebracht.
Sechstens: Der Jugendschutz wird nicht eingehalten. Die 25 Gramm Cannabis pro Tag, die 21-Jährige höchstens zum Eigenkonsum erhalten dürfen, werden nicht kontrolliert werden können. Und Beamte werden nicht entlastet. Die unzähligen „Social Clubs“ können nicht kontrolliert und die Grenzwerte nur stichprobenhaft geprüft werden. Ein Bürokratiemonster wird geschaffen.
Siebtens: Die Sozialarbeit wird nicht verbessert. Suchtberatungsstellen kämpfen um ihr finanzielles Überleben. Die seit langem geforderte bessere finanzielle Ausstattung ist bisher nicht erfolgt. Die zukünftig in die Beratungsstellen strömenden Cannabiskonsumenten und deren Angehörige werden nicht entsprechend versorgt, da Personal fehlt. Die Regierung plant enorme Kürzungen im Gesundheitswesen, auch in der Prävention.
Ohne Frage müssen zukünftig Cannabiskonsumenten entkriminalisiert werden. Sie brauchen sozialpädagogische und sozialtherapeutische Begleitung. Doch das Kind mit dem Bad auszuschütten, ist der falsche Weg. Vielmehr braucht es ein gemeinsames Handeln auf europäischer Ebene und keinen deutschen Alleingang.
Auf der Basis bisheriger Quellen:
World Federation Against drugs
Blaues Kreuz
Der Autor ist Religions-/Sozialpädagoge und Mitglied der Geschäftsleitung des christlichen Suchthilfeverbands Blaues Kreuz. Er lebt im Erzgebirge.
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Autor:Online-Redaktion |
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