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Aus Iman wird ein Christ

An historischem Ort in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul, auch Herderkirche genannt: Gemeindepädagoge Maik Becker, die Täuflinge Abolfazl und Iman und Superintendent Henrich Herbst (v.l.n.r.) | Foto: privat
  • An historischem Ort in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul, auch Herderkirche genannt: Gemeindepädagoge Maik Becker, die Täuflinge Abolfazl und Iman und Superintendent Henrich Herbst (v.l.n.r.)
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Ganz in Weiß steht der junge Mann am Taufstein der Herderkirche in Weimar. Im Hintergrund der Cranachaltar. Iman ist 25 Jahre alt, er kommt aus dem Iran.

Von Ramón Seliger

Für seine Taufe hat sich Iman eigens weiße Kleidung gekauft. Ein Traum geht für den jungen Mann in Erfüllung. Seit vielen Jahren hatte er sich für Jesus und den christlichen Glauben interessiert. Nun, so sagt er mit einem breiten Lächeln, gehöre er endlich ganz zu Jesus. Auf der Taufkerze vor ihm steht sein Name. Ein schönes Gefühl.
Schon im Iran hatte Iman von Jesus Christus gehört. Allerdings war es für ihn dort noch deutlich schwieriger, den christlichen Glauben kennenzulernen. Und nicht selten gefährlich. Ein Leben als Christ in der Öffentlichkeit war beinahe unmöglich. Mit seiner Gitarre in der Hand lernt er noch im Iran die ersten Christen kennen. Sie treffen sich in privaten Häusern und erzählen sich die Geschichten von Jesus. Iman hört sie das erste Mal und wird neugierig. Er sagt: »Ich habe Gott damals ganz neu kennengelernt.« Noch heute leuchten ihm die Augen.
Nach seiner Flucht stehen ihm die Kirchentüren nun weit offen. Seit November 2015 ist er in Deutschland, in Weimar lebt er seit dem Sommer 2016. Er genießt die Ruhe in den Kirchen. Eines Tages sitzt er im Gottesdienst in der Herderkirche. Im Anschluss spricht ihn der Weimarer Superintendent Henrich Herbst an, es beginnt ein langer gemeinsamer Weg. Mit einem Freund kommt Iman regelmäßig zu ihm. Sie reden über den Glauben und Iman entschließt sich, sich taufen zu lassen. Herbst führt die beiden jungen Iraner an die christliche Gemeinde heran, erzählt ihnen von Jesus und vom christlichen Glauben. Sie ringen miteinander, mit ihren Geschichten und mit ihren Bildern von Gott. Der Weg führt bis hinauf in die Gedenkstätte nach Buchenwald und zur Einsicht, dass der christliche Glaube auch im Judentum wurzelt.
Iman und sein Freund beweisen einen langen Atem. Sie fragen nach, sie saugen alles auf, was sie hören. Iman sagt: »Man muss Jesus mit dem Herzen kennenlernen.« Heute gehört Iman zur Jungen Gemeinde in Weimar, mit seiner Musik und seiner Fröhlichkeit bereichert er jede Woche die jungen Menschen.
In vielen Kirchengemeinden erbitten Asylsuchende die Taufe. Belastbare Zahlen oder Statistiken gibt es nicht, da die Herkunft der Täuflinge nicht eigens erfasst wird. Einzelne Kirchenkreise sprechen auf Nachfrage von weniger als zehn Taufen pro Jahr. Und doch stellt die Taufe von Asylsuchenden Pfarrer und Gemeinden vor besondere Herausforderungen. Da gilt es zunächst häufig eine Sprachbarriere zu überwinden. Über den eigenen Glauben zu reden ist nicht leicht, erst recht nicht in einer fremden Sprache. Religiöse Begriffe und Symbole sind meist ganz anders geprägt, zum Teil auch mit schwierigen Erfahrungen besetzt.
Manchmal müssen auch Zerrbilder korrigiert werden, etwa, dass der christliche Glaube ein Vielgötterglaube sei. Nicht selten ist der Wechsel hin zum christlichen Glauben auch eine Abwendung und Entfremdung von einer religiösen Prägung, aus der die Menschen geflohen sind.
Darin unterscheidet sich die Situation der Asylsuchenden markant von den anderen Taufbewerbern in Mitteleuropa. Sie fragen nicht: Gibt es einen Gott oder nicht? Sie fragen vielmehr: Wer ist dieser Gott und was ist seine Botschaft? Immer wieder werden die Erfahrungen in den Herkunftsländern und von der Flucht zum Thema in den Taufgesprächen.
Henrich Herbst plädiert für eine behutsame Begleitung der Taufbewerber. Es brauche vor allem Zeit und den Blick auf die individuelle Situation des Asylsuchenden. In diese Richtung weist auch eine Handreichung der Evangelischen Kirche in Deutschland, die bereits 2013 veröffentlicht wurde. Darin wird auch empfohlen, die Tragweite einer möglichen Taufe und Konversion zum Christentum offen anzusprechen. So drohen den Asylsuchenden nicht selten erhebliche gesellschaftliche Nachteile und Gefahren in ihren Herkunftsländern. Aus der Taufe ergibt
sich für die Kirchengemeinden damit auch eine Verantwortung für die Täuflinge, nicht nur für die Begleitung in den Asylverfahren.
Inzwischen liegt die Taufe für Iman schon wieder zwei Monate zurück. Viele seiner Freunde haben ihm gratuliert. Mit Dankbarkeit blickt er zurück. Die Gespräche mit Superintendent Henrich Herbst und den neuen Freunden in der Kirchengemeinde gehen indes weiter. Die Taufe ist für Iman ein Meilenstein, aber nicht der Abschluss.

Hintergrund: Handreichung und Fachtag

In ihrer Handreichung »Zum Umgang mit Taufbegehren von Asylsuchenden« von 2013 verweist die EKD darauf, dass für die Gemeinden eine besondere Verantwortung für das Leben der neuen Gemeindemitglieder erwachse. Den Täuflingen muss auch vonseiten der Kirche deutlich gemacht werden, dass im Falle einer Rückkehr der Getauften in ihre Herkunftsländer mitunter mit Nachteilen und auch mit Gefahr für Leib und Leben zu rechnen ist und auch, dass durch die Taufe keine positiven Auswirkungen auf das laufende Asylverfahren garantiert werden können:
www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/taufbegehren_von_asylsuchenden_2013.pdf

Fachtag Migration: »Taufe und Konversion im Asylverfahren«, 28. Oktober 2017 im Augustinerkloster Erfurt; Anmeldung: 03 91/53 46-3 91, E-Mail: kerstin.hensch@ekmd.de

Autor:

Adrienne Uebbing

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