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Das stille Sterben im Jemen

Kaum jemand schaut hin: Im Jemen benötigen 21 Millionen Menschen, darunter sehr viele Kinder, dringend Hilfe – das sind 82 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Land ist Schauplatz einer der größten humanitären Krisen der Welt. | Foto: Save the Children
  • Kaum jemand schaut hin: Im Jemen benötigen 21 Millionen Menschen, darunter sehr viele Kinder, dringend Hilfe – das sind 82 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Land ist Schauplatz einer der größten humanitären Krisen der Welt.
  • Foto: Save the Children
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Von Natalia Matter

Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich Hilfswerken zufolge im Jemen an. Acht Millionen Kinder sind laut »Save the Children« ohne medizinische Versorgung. Das Gesundheitssystem des arabischen Landes stehe vor dem Kollaps, hieß es in einem Bericht des internationalen Hilfswerks, der am Freitag in Berlin veröffentlicht wurde. Nach Einschätzung des Bündnisses »Aktion Deutschland Hilft« droht neben der herrschenden Hungersnot zudem eine Cholera-Epidemie. Rund 19 Millionen Menschen seien dringend auf Nothilfe angewiesen. Seit März 2015 herrscht im Jemen Krieg zwischen Huthi-Rebellen und einer arabisch-westlichen Militärkoalition.
Mehr als die Hälfte aller geschätzten 3 500 medizinischen Einrichtungen sei wegen des Konflikts geschlossen oder nur teilweise funktionsfähig, hieß es in dem »Save the Children«-Bericht. Entsprechend steige die Kindersterblichkeit. Mindestens 1 219 Kinder seien direkt durch die Kampfhandlungen getötet worden. Doch weitere 10 000 vermeidbare Todesfälle seien dadurch herbeigeführt worden, dass es zu wenig medizinisches Personal und Ausrüstung gebe. Viele Ärzte haben demnach das Land verlassen oder fliehen innerhalb des Jemen.
Schon vor dem Krieg seien in dem Land Zehntausende Kinder an vermeidbaren Ursachen gestorben, erklärte der Jemen-Direktor der Organisation, Edward Santiago. »Aber jetzt ist die Situation dramatisch schlechter: Wir verlieren wöchentlich circa 1 000 Kinder an Durchfall, Mangelernährung und Atemwegsinfektionen – alles Todesfälle, die wir normalerweise verhindern könnten.« Die Konfliktparteien müssten umgehend humanitäre Hilfe zulassen. »Save the Children« unterstützt Gesundheitseinrichtungen und ist mit mobilen medizinischen Teams im Land.
Nach dem Bericht müssen die wenigen Gesundheitseinrichtungen, die es noch gibt, Patienten abweisen, weil sie überfüllt sind. Viele Eltern könnten sich die Fahrt in ein Krankenhaus gar nicht leisten. Andere machten Schulden dafür, nur um festzustellen, dass es die benötigten Arzneien nicht gibt oder sie zu teuer sind. Seit Beginn des Krieges seien die Preise für Medikamente um 300 Prozent gestiegen.
Alle zehn Minuten sterbe im Jemen ein Kind durch Krankheiten, die man mit einfachen Mitteln, wie sauberem Trinkwasser, hätte vermeiden können, sagte die Geschäftsführerin von »Aktion Deutschland Hilft«, Manuela Roßbach. »Das dürfen wir nicht zulassen.« Für die Hilfe würde dringend Geld gebraucht, doch es werde kaum gespendet für den Jemen.
Der Jemen gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit mehr als anderthalb Jahren geht Saudi-Arabien mit logistischer Unterstützung der USA, Großbritanniens und Frankreichs militärisch gegen schiitische Huthi-Rebellen und regionale Splittergruppen von Al-Kaida und der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) vor.
80 Prozent der Bevölkerung ist den Organisationen zufolge auf Hilfe angewiesen. Zivilisten werden bei Bombenangriffen und in Gefechten getötet. Auch die Gewalt gegen Frauen
und Mädchen nimmt demnach zu.
(epd)

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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