Das Ende einer Ära
Abschied: Barbara Harnisch verlässt den Wartburg Verlag
Von Dietlind Steinhöfel
Wenn Barbara Harnisch zum 30. Juni aus dem Wartburg Verlag ausscheidet, blickt die Geschäftsführerin auf ein bewegtes Berufsleben zurück. Die erste Hälfte davon war die Diplomphysikerin Fachübersetzerin für Englisch. Die zweite Hälfte prägte sie die Geschicke des Wartburg Verlages (WV) mit. Im Jahr 1996 begab sie sich auf unbekanntes Terrain. Der Verlag suchte eine Sekretärin. Und der damalige Geschäftsführer Christian Machalet stellte sie gern ein, auch wenn ihre Qualifikationen weit über die einer Verlagssekretärin hinausreichten. Als er 1997 den WV verließ, erhielt Barbara Harnisch die Handlungsvollmacht. Drei Jahre später wurde sie zur Geschäftsführerin berufen.
Das war keine leichte Zeit. Der evangelische Buchhandel befand sich nicht gerade auf dem Vormarsch. Trotzdem beschloss Harnisch, die Buchproduktion wieder zu beleben. Zunächst galt es, die Gesangbuchherausgabe, die zwischenzeitlich beim Quellverlag angesiedelt war, in den WV zurückzuholen. Ihr erstes Buch »Glücklich Weimar«, so gesteht sie, sei dann allerdings ein Flop gewesen. Ein Glücksfall wurde die Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen. Die vom Weimarer Schriftsteller Wulf Kirsten initiierte Reihe »Muschelkalk«, einer Edition mit Thüringer Autoren, wurde eines der Standbeine des Verlags. »Von Wulf Kirsten, der ja viele Jahre Lektor beim Aufbau Verlag war, habe ich das Lektorieren gelernt«, sagt sie.
Die Arbeit als Geschäftsführerin habe sie sehr erfüllt. »Es ist ein großes Stück meines Lebens gewesen und eine wunderbar vielseitige Tätigkeit«, blickt sie zurück. Ihre »Lieblingsbücher«, die im Verlag erschienen, sind die über historische Frauen wie Elisabeth von Thüringen, Caritas Pirckheimer, Caroline Falk, Die Frauen um Luther, Sibylle von Cleve zum Beispiel. Besonders jedoch schlage ihr Herz für die Kirchenzeitung. »Ich bin davon überzeugt, dass die Kirchenzeitung eines der wenigen Medien der Landeskirche ist, die von der Basis getragen werden«, betont Barbara Harnisch. Viel Zeit und Kraft steckte sie im Laufe der Jahre in die Werbung und hat diesbezüglich manchen Disput ausgefochten, wenn es darum ging, das Einverständnis zur Haustürwerbung von den Kirchengemeinden zu erhalten. Zahlreiche Kirchenkreise der Landeskirche hat sie in Sachen Lobbyarbeit für »Glaube + Heimat« bereist. Die Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Verlag war nicht immer reibungslos, letztendlich wurden stets gute Lösungen für die Weiterentwicklung der Kirchenzeitung gefunden.
Ab diesem Sommer wird sie mehr Zeit für Hobbys und Familie haben: zwei Kinder und zwei Enkel, ihre hochbetagten Eltern und natürlich ihren Ehemann. Tanzen, Segeln und Chorsingen werden mehr Platz im Leben haben. Fehlen werden Barbara Harnisch die guten Kontakte zu den Verlegern und Marketingleitern in den anderen Landeskirchen. Die Zusammenarbeit war stets kollegial und brachte die kirchliche Publizistik voran.
Ein großer Dank für 22 Jahre Engagement für Buch- und Zeitungsverlag gebührt der nun scheidenden Geschäftsführerin.
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