Nachdem man sie geschändet hatte
Er galt, was das betrifft, als schwierig
SCHWIERIG
(Für Phillip Zig)
Nachdem man sie geschändet hatte mit Gewalt, immer
und immer wieder, in diesem dunklen Viehwagen, und
nachdem ihr das gar nicht gut bekommen war, und die
Blutung nicht enden wollte, öffneten die Sieger das Tor
des Waggons und stießen sie mit den Füßen hinaus.
Das gab ihr den Rest.
Irgendwer wird sie irgendwann gefunden haben. Ob die
Tiere schon dran gewesen waren, wer will das sagen?
Völlig unklar auch, ob der oder die ein Loch geschaufelt
und ein Gebet gesprochen hat? Schon möglich.
Der Sohn, der alles mit angehört hatte, - die Schreie des
Opfers, die Lustlaute der Sieger und den kleinen Schlag,
den der Köper gab, als er auf der Böschung aufschlug -,
wurde ein schweigsamer Mann, fuhr Traktor und überließ
das Reden seiner Frau. Ein-, zweimal in seinem Leben und
unter Alkohol hat er bitter davon gesprochen. Mit der SED
wollte er nichts zu tun haben, obwohl die ja nichts dafür
konnten.
Als man ihn eines Tages für die Freundschaft mit der Großen
Sowjetunion (DSF) werben wollten, schnaufte er nur und
brummte, dass er damit seine eigenen Erfahrungen habe. Er
galt, was das betrifft, als schwierig.
Autor:Martin Steiger |
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