Fluchttunnel entdeckt
Rückblick: In Berlin soll Medienberichten zufolge ein ehemaliger DDR-Fluchttunnel für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Verein Berliner Unterwelten hatte den unterirdischen Gang im Bereich des früheren Todesstreifens zufällig wiederentdeckt, berichtet die »Berliner Zeitung«. Ab Sommer 2018 soll der originale Fluchttunnel von Touristen und Berlinern besichtigt werden können.
Dem Bericht zufolge will der Unterwelten-Verein zunächst einen neuen Besuchertunnel bauen. Dieser Rundweg werde an dem ehemaligen Fluchttunnel vorbeiführen, der 1970/71 von Fluchthelfern an der Brunnenstraße unter der Bernauer Straße gegraben wurde. Als Baukosten werden rund 200 000 Euro veranschlagt.
Die Gegend rund um die Berliner Mauer an der Bernauer Straße war einst ein Brennpunkt für Tunnelfluchten von Ost- nach West-Berlin. Von 1961 bis 1984 habe es an der Sektorengrenze insgesamt 75 Fluchttunnelvorhaben gegeben, von denen allerdings nur 19 erfolgreich waren, schreibt der Berliner »Tagesspiegel«. Rund 300 DDR-Bürgern gelang auf diesem Weg die Flucht nach West-Berlin.
Der Verein Berliner Unterwelten will auch an die Geschichte der Tunnelfluchten erinnern. So endete das Vorhaben des künftig zu besichtigenden »Tunnel 71« tragisch. Der Tunnel sollte ursprünglich 17 DDR-Bürgern den Weg in die Freiheit ermöglichen. Rund neun Wochen lang wurde an dem unterirdischen Gang gegraben. In dieser Zeit lebten die Tunnelbauer auch unter der Erde, weil aus Sicherheitsgründen niemand die Baustelle verlassen konnte, berichteten die beiden ehemaligen Fluchthelfer Hasso Herschel und Ulrich Pfeifer den Zeitungen.
Doch der Tunnelbau, der bis zu zehn Metern unterhalb des Todesstreifens und der Berliner Mauer lag, wurde kurz vor der Fertigstellung – es fehlten nur zehn Meter – von der Stasi entdeckt. Nach seiner Entdeckung sei der Fluchttunnel von der DDR-Staatssicherheit und den Grenztruppen fast komplett mit Beton zugefüllt worden. Vom Besuchertunnel aus soll man künftig durch eine Scheibe »in die düstere Stille des verratenen Tunnels blicken können«, kündigte der Chef der Berliner Unterwelten, Dietmar Arnold,
gegenüber den Zeitungen an. (epd)
Autor:Adrienne Uebbing |
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