Jonny vom Dahl: Christ und coole Socke
»The Voice of Germany«: In der Castingshow von SAT 1 und ProSieben hat er es ganz weit gebracht, Jonny vom Dahl, BWL-Student in Jena und christlicher Musiker. Trotz des Erfolgs ist er auf dem Teppich geblieben.
Von Willi Wild
Er ist da. Es ist doch kein Werbe-Gag. Der Gottesdienst hat schon angefangen und da schlängelt er sich durch die Reihen. Ganz unauffällig, im Holzfällerhemd. An Jonny vom Dahl erinnert wenig an einen Bühnenstar. In der Weimarer Baptisten-Gemeinde geht auch kein Raunen durch das Gemeindezentrum, wenn der Sänger den Raum betritt. Immerhin ein junger Musiker, vor dem sogar Weltstar Robbie Williams den Hut zog: »Deine Stimme und dein Klang sind großartig.«
Man kennt ihn hier, seit zwei Jahren besucht er, für einen Studenten relativ regelmäßig, am Sonntagmorgen den Gottesdienst. Die moderne Form gefällt dem 21-Jährigen. Vor allem der Lobpreis. Mit Lobpreisliedern und eigenen Songs ist er dann auch vor einem Jahr zum Casting gefahren. Eine Wette mit seinen Kumpels. Er scheint noch immer erstaunt darüber, dass es geklappt hat, wenn er heute davon erzählt. Unter vielen hundert Bewerbern hat man ihn zunächst für die Vorrunde der SAT 1-Castingshow »The Voice of Germany« (die Stimme Deutschlands) ausgewählt. Sein Vater, evangelischer Pfarrer im hessischen Hofheim und selbst Musiker, war zunächst überrascht von der verrückten Idee. Aber dann saß die ganze Familie am Fernseher und fieberte mit. Vom Vater hat er auch das Talent geerbt. Das Cello tauschte Jonathan, genannt Jonny, im Alter von 11 Jahren mit der Gitarre und gestaltete Jugendgottesdienste, sang im Jugendchor. Bald hat er seine erste Band. Dass er Musik mit christlichen Texten macht, ist für ihn selbstverständlich. »Ich bin mit einem sehr positiven Bild von Kirche aufgewachsen.«
Eigentlich kommt er aus einer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Dass er bei den Baptisten gelandet ist, hat mit seinen Freunden und der Freundin zu tun. Er sieht das ganz locker. Unterschiede scheint es für ihn nicht zu geben. Jungschar, Konfi-Gruppe, Jugendgruppen, das habe ihn geprägt. »Dass ich Christ geworden bin, hängt aber nicht mit meiner Herkunft oder dem Elternhaus zusammen«, erklärt er. Vor anderthalb Jahren erst habe er sich tatsächlich dafür entschieden. »Es gibt keinen speziellen Zeitpunkt, aber in dieser Zeit hat sich mein Glaube gefestigt«, versucht er den Vorgang zu beschreiben.
Neben seinem Glauben spielt die Musik in seinem Leben eine wichtige Rolle. »Ich höre gern Musik, um abzuschalten. Wenn ich Musik höre oder selber mache, dann kann ich mich darin fallen lassen.« Gitarre, Bass, Klavier, Cajón oder Gesang, Jonny vom Dahl ist vielseitig.
Smudo von den »Fantastischen Vier«, einer seiner prominenten Begleiter beim Talente-Wettbewerb im Fernsehen, bescheinigt ihm eine starke Bühnenpräsenz und eine coole Stimme, trotzdem muss und will der sympathische Student nicht ständig im Rampenlicht stehen. Sein Betriebswirtschaftsstudium hat auch nach dem Fernseherfolg Priorität. »Das BWL-Studium gibt mir die Grundlage, als Mensch, der irgendwie auch erwachsen werden muss.« Sollte der Weg ihn später doch mal ins Musikgeschäft führen, sei es ja auch nicht schlecht, Ahnung von Wirtschaft, Recht und Finanzen zu haben, meint er vorausschauend.
Angebote von Produzenten habe er nach der Castingshow einige gehabt. Schneller Erfolg sei ihm aber nicht wichtig. Deshalb hat er sich auch für die Zusammenarbeit mit einem Musikproduzenten aus seiner Kirchengemeinde entschieden. In aller Ruhe will er darangehen, Lieder zu komponieren und aufzunehmen. Seine Fangemeinde ist durch die Medienpräsenz enorm gewachsen. Auf Facebook hat er mittlerweile fast 5 000 Follower. Sein Leben habe sich aber durch den Schnupperkurs im Showbusiness nicht verändert.
Im Gegensatz zu seinem Glauben: »Ich habe einen Sprung ins Ungewisse gewagt. In eine Welt, die ich nicht kannte. Und ich bin mit der Mission da reingegangen, ein Beispiel für einen normalen, jungen Menschen zu sein, der Christ ist.« Gott habe aus seinem Ausflug ins Showgeschäft ganz viel gemacht, glaubt vom Dahl. Jeder Zuschauer hätte mitbekommen, dass er als Christ dort auftrete und der Glaube seine Lebensgrundlage sei. Dass man ihn in seiner Kirchengemeinde aufgefangen hat und ganz normal mit ihm umgeht, dafür ist er dankbar. Das gebe ihm ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit. »Ich werde trotzdem noch zum Kaffeekochen eingeteilt«, bemerkt er schmunzelnd. »Ich war im Fernsehen nur der Jonny und niemand anders, und ich bin auch jetzt kein anderer Typ als vorher.« Mit den Mitgliedern der Band »Die Fantastischen Vier« und mit Yvonne Catterfeld steht er im persönlichen Kontakt. Mit Catterfeld hat er auch über seinen christlichen Glauben gesprochen. Sie hat ihn bei der Präsentation ihres neuen Studioalbums bei einem Konzert auf die Bühne geholt. »Du weißt, Jonny, ich bin ein Fan von dir«, sagte die Sängerin bei »The Voice of Germany«, und da ist sie wahrlich nicht die Einzige.
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